Erweiterte Funktionen

Vanguard gibt Direktgeschäft in Deutschland auf - Fondsnews


07.11.23 11:42
FONDS professionell

Wien (www.fondscheck.de) - Die US-Fondsgesellschaft Vanguard stellt ihren digitalen Anlageservice für deutsche Privatanleger ein, so die Experten von "FONDS professionell".

Der Asset Manager habe die Online-Plattform Vanguard Invest erst Anfang 2022 in Deutschland gestartet. Dabei hätten Retailanleger mit Vanguard-Fonds bestückte Portfolios kaufen können. Die Gesellschaft habe dabei stets den Begriff des Robo-Advisors vermieden. Zu Beginn des Jahres 2023 hätten Privatkunden zudem noch die Option erhalten, selbst Indexfonds und ETFs des Hauses auszuwählen und sich ins Depot zu legen.

"Wir investieren weiterhin in unser Angebot und haben im Zuge dessen unser deutsches Geschäft strategisch überprüft - mit dem Ziel, Anlegern in Deutschland den besten Zugang zu Vanguard-Produkten zu ermöglichen", habe ein Unternehmenssprecher gegenüber FONDS professionell ONLINE den Schritt begründet. "Gleichzeitig müssten wir noch die notwendige Größe erreichen, um den Vanguard-Invest-Service effizient zu betreiben", habe der Sprecher ergänzt. "Aus diesem Grund haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, unsere Plattform Vanguard Invest zu schließen." Zudem habe Vanguard-Invest-Chef Jesper Wahrendorf das Haus verlassen.

Der Indexfondspionier mit Sitz in Malvern im US-Bundesstaat Pennsylvania setze auf geringe Kosten und sei mit dieser Strategie zu einem der größten Vermögensverwalter der Welt aufgestiegen. Die Angelsachsen seien 2017 in den deutschen Markt eingestiegen. Derzeit habe das Haus eigenen Angaben zufolge 30 Milliarden US-Dollar für rund eine Million deutsche Anleger verwaltet. Den Großteil der Kunden hierzulande habe die Gesellschaft über Vertriebspartner sowie Plattformen wie Direktbanken und Neobroker gewonnen.

"Wir setzen uns weiterhin dafür ein, Menschen in Deutschland beim Investieren zu unterstützen", habe der Vanguard-Sprecher gegenüber FONDS professionell ONLINE betont. "Das deutsche Angebot von Vanguard über Vertriebspartner ist nach wie vor die erste Wahl für Anleger." Viele Anleger würden die ETFs des Hauses im Rahmen monatlicher Sparpläne nutzen. Wie viele Anleger den Dienst Vanguard Invest genutzt hätten und wie hoch das verwaltete Vermögen sei, habe das Haus nicht mitgeteilt. Die Kunden des Online-Dienstes müssten ihre Fonds nun entweder verkaufen oder auf andere Depotbanken übertragen.

Deutschland sei ein wichtiger Absatzmarkt für Vanguard, habe die Gesellschaft betont. "Wir sind hocherfreut über diese positive Entwicklung in Deutschland, wo ETF-Sparpläne für Anleger zu einem immer wichtigeren Instrument werden, um ihre langfristigen finanziellen Ziele zu erreichen", habe das Haus mitgeteilt. Rund 60 Prozent des Nettomittelaufkommens der Vanguard-ETFs in Europa würden derzeit dem hiesigen Geschäft entspringen.

Zudem werde die Gesellschaft auch künftig in das "Vanguard 360"-Beraterprogramm investieren, "um unsere Vertriebspartner zu unterstützen und Anlegern optimale Voraussetzungen für einen Anlageerfolg zu bieten". Bei dem Programm biete das Haus seinen Vertriebspartnern Unterstützung bei Portfolio-, Vertriebs- und Marketingthemen wie auch bei regulatorischen oder betriebswirtschaftlichen Fragen.

Der damalige Vanguard-Invest-Chef Jesper Wahrendorf habe nach dem Start des Dienstes im Interview mit FONDS professionell ONLINE angekündigt: "Wir sind gekommen, um zu bleiben." Dabei sei es egal, ob es drei, fünf oder zehn Jahre oder noch länger dauere, bis das Angebot angenommen werde. Augenscheinlich hätten die Absatzzahlen aber die Erwartungen nicht erfüllt, sodass das US-Haus bereits früher die Reißleine gezogen habe. Vanguard habe Anfang des Jahres schon seinen Financial-Planning-Service in Großbritannien eingestellt. Demnach habe das erst im April 2021 gestartete Angebot nicht genug Kunden gewinnen können. (07.11.2023/fc/n/s)