Starfondsmanager Luca Pesarini: "Die Zentralbank hat versagt" - Fondsnews


15.03.23 14:00
FONDS professionell

Wien (www.fondscheck.de) - Zu langsam, zu spät, zu wenig: Auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien kritisiert Ethenea-Gründer Luca Pesarini die lasche Reaktion der EZB auf die steigenden Verbraucherpreise, so die Experten von "FONDS professionell".

Gemeinsam mit Fondsmanager Christian Schmitt erkläre er, warum die Preise und auch die Zinsen weiter steigen würden.

Geschichte wiederhole sich und das oft in eindrucksvoller Weise. Das veranschauliche Starfondsmanager Luca Pesarini, Gründer und Portfoliomanager von Ethenea Independent Investors, bei seinem Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien. Pesarini verdeutliche den Zuhörern, warum er der Meinung sei, dass die Europäische Zentralbank (EZB) versagt habe, anhand eines Beispiels aus den 1970er Jahren: Im Zuge der damaligen Ölpreiskrise habe der amtierende bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß der Notenbank respektive der Regierung vorgeworfen, das Problem nicht erkannt und falsche Entscheidungen getroffen zu haben und das unter den Deckmantel der Energiekrise abzuschieben. "Diese Aussage hat eine Aktualität, die unglaublich ist", so Pesarini.

Für Pesarini stehe fest: "Die Zentralbank hat versagt, und Sie wissen genauso wie ich, woran das liegt." Er zeige ein Bild von EZB-Präsidentin Christine Lagarde und werfe ihr vor: "Sie und ihre Vorgänger haben uns Kauforgien beschert, die uns dazu gebracht haben, in Geld zu schwimmen." Er erkläre gemeinsam mit Christian Schmitt, Fondsmanager des Ethna-DYNAMISCH, was Anleger jetzt zu erwarten hätten.

Jedenfalls keine sinkende Inflation: "Von wegen Peak-Inflation", so Pesarini. Zwar sei die Inflation in der Europäischen Union (EU) zuletzt gesunken. "Aber die Kerninflation steigt weiter, vor allem Österreich liegt weit über dem EU-Schnitt", fahre Schmitt fort. Der österreichische Mikrowarenkorb, der die Preise des täglichen Bedarfs messe, sei zuletzt weiter angestiegen, nämlich um 16,8 Prozent. "Sie sehen, von einem Peak sind wir auch hier noch weit entfernt", so Schmitt.

Langfristige Preistreiber wie die Dekarbonisierung, die Deglobalisierung und die Demografie würden laut ihm dabei keine große Rolle spielen. Bei den kurz- und mittelfristigen Faktoren, wie Angebotsdruck aufgrund von Lieferengpässen und einem Nachfragesog nach den Covid-Lockdowns, sei diesmal alles zusammengekommen, erkläre Schmitt und sage: "Da haben wir keinen großen Einfluss darauf. Aber wo wir etwas entgegensteuern können, ist auf der politischen Seite." Und eben hier habe die EZB auf ihre expansive Geldpolitik zu langsam und zu spät reagiert und die Inflation immer wieder falsch eingeschätzt.

Die Kernbotschaft von Ethenea laute daher: Die Wirtschaft sei vorerst zwar noch stark genug. "Stellen Sie sich aber auf eine dauerhaft hohe Inflation und hohe Zinsen ein", sage Schmitt. "Die Inflation wird zwar vorerst etwas zurückgehen", ergänze Pesarini, mahne aber: "Wegen der Lohn-Preis-Spirale wird sie aber wieder steigen." Außerdem würden Aktien in der Breite vorerst nirgendwo hingehen. Aber langfristig sollte die Asset-Klasse von den steigenden Preisen profitieren. Aktives Fondsmanagement gewinne jedenfalls an enormer Bedeutung, da seien sich die beiden Experten einig. (15.03.2023/fc/n/s)





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