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Fondsauszeichnungen: Beeinflussen Ratings die Entscheidung für eine Investition? Fondsnews
03.11.23 12:41
FONDS professionell
Wien (www.fondscheck.de) - Ratings, Sterne und Siegel haben auf Entscheidungen privater Anleger einen weit geringeren Einfluss als erwartet und von den Bewertern und Fondsgesellschaften erhofft, so die Experten von "FONDS professionell".
Zu diesem Ergebnis komme das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) in einer aktuellen Studie. In der repräsentativen Untersuchung zur Rolle von Ratings, Siegeln und Awards bei Finanzentscheidungen hätten 63 Prozent der befragten Kapitalanleger angegeben, dass ein Rating oder andere Qualitätseinstufungen für sie bislang keinerlei Rolle gespielt hätten. Lediglich ein Viertel habe erklärt, dass ein Rating Einfluss auf die jeweilige Entscheidung gehabt habe. Der Rest habe es schlicht nicht gewusst oder keine Angaben dazu gemacht.
Gemessen an den verschiedenen Kriterien, die privaten Investoren bei der Auswahl von Anlageprodukten wichtig seien, würden Rating-Bewertungen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Ganz vorn stehe die Sicherheit der Kapitalanlage (56 Prozent), danach folge die Renditechance (33 Prozent). Dahinter würden Bekanntheit des Anbieters und seine Markenstärke (22 Prozent/16 Prozent) folgen. Nur 13 Prozent hätten ein Rating, ein Qualitätssiegel oder eine entsprechende Bewertung durch Dritte ein wichtiges Auswahlkriterium genannt. "Das wirft die Frage auf, ob es sich tatsächlich lohnt, Geld für externe Bewertungen auszugeben, wenn diese ohnehin nur von einem ziemlich kleinen Teil der potenziellen Kundschaft in Betracht gezogen werden", sage Studienautorin, Sylvia Kreyßel-Minar.
Immerhin scheine die Bedeutung der diversen Auszeichnungen und Ratings mit höherem Einkommen zuzunehmen. Von den Befragten mit einem monatlichen Einkommen von mehr als 4.000 Euro würden 24 Prozent auf die Rating-Bewertung achten. Zudem sei der Anteil derer, die sich von Ratings leiten lassen würden, in den jüngeren Altersgruppen deutlich größer, nehme mit dem Alter dann aber sehr schnell ab. Unter den Jüngeren, die häufiger auf Ratings schauen würden, gebe es indes eine Mehrheit, die ihre Entscheidung auch ohne Kenntnis des Ratings so getroffen hätte. Mit anderen Worten: Es hätte dieses Qualitätsmerkmals gar nicht bedurft. Erst mit steigendem Alter binde die kleine Gruppe von Investoren, die sich an Einstufungen Dritter orientiere, ihre Entscheidung auch stärker daran.
Die geringe Beachtung von Ratings, Sternen und Siegeln liege auch an ihrem geringen Bekanntheitsgrad. 37 Prozent der Befragten hätten keine einzige der zur Auswahl gestellten Ratingagenturen gekannt. Je älter, desto weiter sei die Unkenntnis verbreitet. Unter den Jüngsten seien es 20 Prozent gewesen, die mit keinem Namen in der gestützten Befragung etwas hätten anfangen können, unter den Ältesten 52 Prozent.
Noch mehr Unkenntnis herrsche bei den Siegeln für nachhaltige Kapitalanlagen. Mit 54 Prozent habe die absolute Mehrheit keines der aufgelisteten Nachhaltigkeits-Label für Finanzprodukte gekannt. Ausnahmslos seien alle Label nur auf einen einstelligen Bekanntheitswert gekommen. Das Siegel von Ecoreporter sei gerade einmal 5 Prozent ein gängiger Begriff gewesen. Nicht viel besser beim FNG-Siegel, das für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und in der Schweiz verliehen werde: Damit hätten gerade 4 Prozent etwas anzufangen gewusst.
Die geringe Kenntnis der Klassifizierungen zur Nachhaltigkeit führe nach Angaben der Studienautoren zwangsläufig auch zu einer geringen Relevanz bei den Anlageentscheidungen. Lediglich ein Fünftel der Befragten habe angegeben, dass ihre jüngste Investition ein Nachhaltigkeits-Label besessen habe. Dabei seien es vor allem die Jüngeren, die auf eine solche Einstufung bei ihrer Auswahl geachtet hätten. Unter den 18- bis 29-Jährigen hätten immerhin 42 Prozent angegeben, dass ihre jüngste Kapitalanlage eine Nachhaltigkeits-Beurteilung durch Dritte aufgewiesen habe.
"Das Ziel der EU, Investment-Entscheidungen mit einem einheitlichen Qualitätssiegel, dem Ecolabel, zu vereinfachen, ist absolut zweckdienlich. Ob es Erfolg hat, wird aber auch davon abhängen, ob eine Bereinigung im Markt stattfindet. Selbst aufgeklärten Anlegern, die Nachhaltigkeit zu einem harten Auswahlkriterium machen, fällt es derzeit schwer, sich in dem Dickicht der Siegel, ESG-Ratings und Umweltzeichen zurechtzufinden", resümiere Sylvia Kreyßel-Minar. (03.11.2023/fc/n/s)
Zu diesem Ergebnis komme das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) in einer aktuellen Studie. In der repräsentativen Untersuchung zur Rolle von Ratings, Siegeln und Awards bei Finanzentscheidungen hätten 63 Prozent der befragten Kapitalanleger angegeben, dass ein Rating oder andere Qualitätseinstufungen für sie bislang keinerlei Rolle gespielt hätten. Lediglich ein Viertel habe erklärt, dass ein Rating Einfluss auf die jeweilige Entscheidung gehabt habe. Der Rest habe es schlicht nicht gewusst oder keine Angaben dazu gemacht.
Gemessen an den verschiedenen Kriterien, die privaten Investoren bei der Auswahl von Anlageprodukten wichtig seien, würden Rating-Bewertungen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Ganz vorn stehe die Sicherheit der Kapitalanlage (56 Prozent), danach folge die Renditechance (33 Prozent). Dahinter würden Bekanntheit des Anbieters und seine Markenstärke (22 Prozent/16 Prozent) folgen. Nur 13 Prozent hätten ein Rating, ein Qualitätssiegel oder eine entsprechende Bewertung durch Dritte ein wichtiges Auswahlkriterium genannt. "Das wirft die Frage auf, ob es sich tatsächlich lohnt, Geld für externe Bewertungen auszugeben, wenn diese ohnehin nur von einem ziemlich kleinen Teil der potenziellen Kundschaft in Betracht gezogen werden", sage Studienautorin, Sylvia Kreyßel-Minar.
Die geringe Beachtung von Ratings, Sternen und Siegeln liege auch an ihrem geringen Bekanntheitsgrad. 37 Prozent der Befragten hätten keine einzige der zur Auswahl gestellten Ratingagenturen gekannt. Je älter, desto weiter sei die Unkenntnis verbreitet. Unter den Jüngsten seien es 20 Prozent gewesen, die mit keinem Namen in der gestützten Befragung etwas hätten anfangen können, unter den Ältesten 52 Prozent.
Noch mehr Unkenntnis herrsche bei den Siegeln für nachhaltige Kapitalanlagen. Mit 54 Prozent habe die absolute Mehrheit keines der aufgelisteten Nachhaltigkeits-Label für Finanzprodukte gekannt. Ausnahmslos seien alle Label nur auf einen einstelligen Bekanntheitswert gekommen. Das Siegel von Ecoreporter sei gerade einmal 5 Prozent ein gängiger Begriff gewesen. Nicht viel besser beim FNG-Siegel, das für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und in der Schweiz verliehen werde: Damit hätten gerade 4 Prozent etwas anzufangen gewusst.
Die geringe Kenntnis der Klassifizierungen zur Nachhaltigkeit führe nach Angaben der Studienautoren zwangsläufig auch zu einer geringen Relevanz bei den Anlageentscheidungen. Lediglich ein Fünftel der Befragten habe angegeben, dass ihre jüngste Investition ein Nachhaltigkeits-Label besessen habe. Dabei seien es vor allem die Jüngeren, die auf eine solche Einstufung bei ihrer Auswahl geachtet hätten. Unter den 18- bis 29-Jährigen hätten immerhin 42 Prozent angegeben, dass ihre jüngste Kapitalanlage eine Nachhaltigkeits-Beurteilung durch Dritte aufgewiesen habe.
"Das Ziel der EU, Investment-Entscheidungen mit einem einheitlichen Qualitätssiegel, dem Ecolabel, zu vereinfachen, ist absolut zweckdienlich. Ob es Erfolg hat, wird aber auch davon abhängen, ob eine Bereinigung im Markt stattfindet. Selbst aufgeklärten Anlegern, die Nachhaltigkeit zu einem harten Auswahlkriterium machen, fällt es derzeit schwer, sich in dem Dickicht der Siegel, ESG-Ratings und Umweltzeichen zurechtzufinden", resümiere Sylvia Kreyßel-Minar. (03.11.2023/fc/n/s)