Target-Fonds: Warum eine smarte Idee kaum Anklang findet - Fondsnews


11.05.23 14:36
FONDS professionell

Wien (www.fondscheck.de) - Lebenszyklusfonds schichten das Kundenvermögen im Laufe der Jahre automatisch in weniger riskante Anlageklassen um, so die Experten von "FONDS professionell".

Das Konzept habe Charme, sei hierzulande aber kaum verbreitet. Das habe Gründe.

Wie hoch die Aktienquote in einem Depot ausfallen sollte, hänge in erster Linie natürlich vom finanziellen Risikoprofil und den Anlagezielen des Kunden ab. Solle ein Vermögen auf ein bestimmtes Datum hin gemanagt werden, das lange in der Zukunft liege, würden sich dagegen sogenannte Lebenszyklus- oder Target-Date-Konzepte anbieten: Anfangs könne das Geld dann gerne komplett in Aktien stecken. Doch je näher der Tag X rücke, umso sicherer sollte das Vermögen investiert sein - zu hoch wäre sonst das Risiko, im letzten Moment kalt von einem Börsencrash erwischt zu werden.

Solche Modelle gebe es schon lange, sonderlich verbreitet seien sie hierzulande aber nicht. "Die Target-Fonds entstanden Anfang der 1990er Jahre in den USA", berichte Christof Quiring, Leiter "Workplace Investing" bei Fidelity International in Kronberg. "Ausschlaggebend war die Erfahrung, dass sich viele Arbeitnehmer bei ihren 401k-Pensionsplänen am Anfang einmal für eine Anlagestrategie entscheiden und diese dann über Jahrzehnte nicht anfassen."

So sei es gekommen, dass manche Arbeitnehmer selbst kurz vor der Rente fast nur Aktien im Depot gehabt hätten, ohne sich der damit verbundenen Risiken wirklich bewusst zu sein. Andere wiederum hätten sich in jungen Jahren für eine viel zu hohe Rentenquote entschieden - und so auf hohe Renditechancen verzichtet. "Die Target-Fonds wurden entwickelt, damit sich die Arbeitnehmer um nichts mehr kümmern müssen", so Quiring.

In den meisten 401k-Pensionsplänen seien Target-Fonds als "Default-Option" hinterlegt, erläutere der Fidelity-Manager. "Das heißt: Entscheidet sich der Arbeitnehmer nicht bewusst für andere Investmentprodukte, bespart er einen Target-Fonds." So komme es, dass die Produktgruppe in den USA im Laufe der Jahre zu einer der volumenstärksten Fondskategorien herangewachsen sei. "Unsere Schwestergesellschaft Fidelity Investments in den USA ist Marktführer auf diesem Gebiet. Darum lag für uns die Idee natürlich nahe, entsprechende Fonds auch in Deutschland anzubieten", sage Quiring.

Fidelity International habe aktuell neun Target-Fonds im Programm, der jüngste trage das Jahr 2060 als Zieldatum im Namen. In Summe würden die Portfolios immerhin knapp fünf Milliarden Euro verwalten. Damit sei Fidelity auch hierzulande Marktführer - was angesichts der überschaubaren Konkurrenz allerdings auch nicht verwundern dürfe. Allianz Global Investors biete mit der "Allianz Finanzplan"-Reihe entsprechende Produkte an, die allerdings nicht frei vertrieben würden, sondern ausschließlich im Versicherungsmantel zum Einsatz kommen würden.

Die DWS habe sich vor einigen Jahren aus dem Segment verabschiedet, das sie zuvor mit ihren "Flexpension"-Fonds bedient habe. In zwei Wellen 2016 und 2019 habe sie die Portfolios liquidiert, die einst fast acht Milliarden Euro verwaltet hätten. Der Grund: Die DWS hatte das Lebenszykluskonzept um Garantien erweitert, die in der Nullzinsphase bekanntlich sehr teuer und somit zum Renditekiller geworden waren, so die Experten von "FONDS professionell".

Bleibe die Deka, die 2005 mit der "Zielfonds"-Reihe in das Segment eingestiegen sei. Die ersten drei damals aufgelegten Fonds würden auf das Enddatum 2024 (ISIN DE000DK0A0E9 / WKN DK0A0E), 2029 (ISIN DE000DK0A0F6 / WKN DK0A0F) beziehungsweise 2034 (ISIN DE000DK0A0G4 / WKN DK0A0G) hin gemanagt. Zwei Jahre später seien vier weitere Produkte gefolgt, die bis 2039 (ISIN DE000DK0EFD7 / WKN DK0EFD), 2044 (ISIN DE000DK0EFE5 / WKN DK0EFE), 2049 (ISIN DE000DK0EFF2 / WKN DK0EFF) und 2054 (ISIN DE000DK091C9 / WKN DK091C) laufen sollten.

Bei Fidelity würden rund 80 Prozent des Fondsvolumens aus Pensionsplänen stammen. Quiring mache deutlich, dass die Target-Fonds auch außerhalb der betrieblichen Altersversorgung (bAV) ihre Berechtigung hätten. Er selbst habe beispielsweise für seine Kinder Sparpläne auf die hauseigenen Fonds abgeschlossen. Mit diesem Geld sollten sie eines Tages ihre Ausbildung finanzieren.

Für den Vertrieb der Deka-"Zielfonds" würden die bAV oder Versicherungslösungen keine Rolle spielen. Vermarktet worden seien die Fonds von den Sparkassen an Kunden mit entsprechend langfristigen Anlagezielen. Die Nachfrage habe sich allerdings im Rahmen gehalten, aktuell bringe die Fondsserie in Summe 180 Millionen Euro auf die Waage.

Henning Möller, der bei der Deka das Portfoliomanagement der fondsgebundenen Vermögensverwaltung leite, führe das unter anderem darauf zurück, dass seinerzeit staatlich geförderte Altersvorsorgeprodukte wie Riester immer beliebter geworden seien, die zudem mit einer harten Garantie des eingesetzten Kapitals hätten punkten können - anders als die Lebenszyklusfonds. "Deren Grundidee hat unserer Meinung nach aber immer noch Charme", betone Möller. "Das Umschichten des Portfolios, das im Laufe der Jahre sonst aktiv begleitet werden muss, geschieht bei den 'Target-Fonds' ganz automatisch."

Fidelity-Manager Quiring könne sich über fehlende Nachfrage nach seinen Produkten nicht beklagen, schließlich habe sich deren Volumen in den vergangenen zehn Jahren verfünffacht. Auch im turbulenten Jahr 2022 habe es jeden Monat Zuflüsse gegeben - den langfristig abgeschlossenen Pensionsplänen sei Dank. Doch auch ihm sei bewusst, dass es schwierig sei, Privatinvestoren außerhalb der bAV für sein Produkt zu begeistern.

"Man muss schon Überzeugungsarbeit leisten, wenn man einen Anleger dazu bewegen möchte, anfangs zu 100 Prozent in Aktien zu investieren", nenne er einen Grund. Ein weiteres Argument ziele nicht auf die Kunden, sondern auf den Vertrieb ab: "Nutzen Anleger einen Target-Fonds, benötigen sie deutlich weniger Beratung." Sprich: Die Zahl der Beratungsanlässe würde sinken, was mit dem Geschäftsmodell der meisten Finanzvertriebe nicht wirklich vereinbar sei. (11.05.2023/fc/n/s)





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