Flossbach-Fonds: Anleger ziehen erstmals Millionen ab - Fondsnews


08.05.23 12:00
FONDS professionell

Wien (www.fondscheck.de) - Flossbach von Storch schrieb einmalige Erfolgsgeschichte: Allein in der Flaggschiffstrategie des Firmengründers steckten zeitweise mehr als 40 Milliarden Euro, so die Experten von "FONDS professionell".

Doch seit Mitte vergangenen Jahres fließe Geld aus den Fonds des Vermögensverwalters ab, zeige eine Analyse von FONDS professionell ONLINE.

Der Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch (FvS) müsse erstmals in seiner Firmengeschichte deutliche Mittelabflüsse hinnehmen - und das gleich drei Quartale in Folge. Das gehe aus Zahlen des Datenanbieters Morningstar hervor, die FONDS professionell ONLINE ausgewertet habe.

Demnach hätten Anleger im ersten Quartal dieses Jahres netto gut 230 Millionen Euro aus FvS-Publikumsfonds abgezogen. Im dritten Quartal 2022 habe sich das Minus auf rund 149 Millionen Euro belaufen, im Schlussquartal des vergangenen Jahres dann auf knapp 63 Millionen Euro.

Den Morningstar-Daten zufolge habe es zuvor erst ein Quartal gegeben, in dem Kunden von Flossbach von Storch mehr Fondsanteile verkauft als gekauft hätten: Das zweite Quartal 2007. Damals habe der Vermögensverwalter erst einen einzigen Aktienfonds lanciert, aus dem seinerzeit gerade mal rund 80.000 Euro abgeflossen seien. Seither habe jedes einzelne Quartal ein positives Vorzeichen getragen - bis zuletzt.

Auf lange Sicht würden sich die jüngsten Abflüsse freilich relativieren: In den vergangenen zehn Jahren habe der Kölner Vermögensverwalter mit seinen Publikumsfonds im Durchschnitt stolze 987 Millionen Euro pro Quartal eingeworben, würden die Morningstar-Daten zeigen.

Besonders hoch seien die Abflüsse zuletzt bei den beiden Multiple-Opportunities-Fonds ausgefallen, der Flaggschiffstrategie des Firmengründers Bert Flossbach. Aus dem "Original", dem FvS SICAV Multiple Opportunities, hätten Anleger von Anfang Januar bis Ende März dieses Jahres rund 124 Millionen Euro abgezogen. Das bedeute die ersten Nettomittelabflüsse auf Quartalsbasis seit Auflage des Fonds im Herbst 2007.

Aus der "Kopie", dem auch international vertriebenen FvS Multiple Opportunities II, seien im ersten Quartal sogar rund 384 Millionen Euro abgeflossen. Die Zuflüsse in andere Sondervermögen, etwa in den flexiblen Rentenfonds FvS Bond Opportunities und den Aktienfonds FvS Dividend, hätten geholfen, das Minus auf Quartalsbasis zu begrenzen.

"Das Publikumsfondsgeschäft ist derzeit herausfordernd", habe FvS-Vorstand Dirk von Velsen auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mitgeteilt. "Viele Anleger bevorzugen angesichts der gestiegenen Zinsen verzinsliche Produkte von Banken wie etwa Festgeld. Auch der Zertifikatemarkt erlebt einen Boom. Das bekommen auch wir zu spüren."

Allein mit der Performance würden sich die Abflüsse aus der Multiple-Opportunities-Strategie nicht erklären lassen: Bert Flossbachs Fonds habe das turbulente Börsenjahr 2022 zwar mit einem Verlust von 12,5 Prozent abgeschlossen, liege damit aber im Durchschnitt seiner Morningstar-Vergleichsgruppe flexibler Mischfonds. Seit Anfang 2023 gehöre Flossbach wieder zum besten Drittel seiner Kategorie, so wie regelmäßig in den vergangenen Jahren.

Der Grund dürfte vielmehr im Bankenvertrieb zu suchen sein, wie sich auch von Velsens Stellungnahme zwischen den Zeilen entnehmen lasse. Der freie Vertrieb halte Flossbach jedenfalls die Treue: Der jüngsten Maklerpoolumfrage von "FONDS professionell" zufolge habe der FvS Multiple Opportunities im zweiten Halbjahr 2022 auf Platz vier der absatzstärksten Produkte in Deutschland gelegen. Auch in Österreich sei er weiterhin in den Top Ten zu finden.

Während sich im bislang enorm erfolgreichen Absatz der Flaggschiffstrategie erste Bremsspuren zeigen würden, müsse der Vertrieb des Kölner Vermögensverwalters einen weiteren zumindest kleinen Rückschlag hinnehmen: Der im Februar angekündigte FvS - Laufzeitfonds 2027, der bis Ende April zur Zeichnung offengestanden habe, werde nicht lanciert. "Das Mindestvolumen, das unseres Erachtens nötig gewesen wäre, um den Fonds im Sinne unserer Anleger restriktionsfrei und kostengünstig zu bewirtschaften, wurde nicht erreicht", so ein Sprecher des Asset Managers.

Mit dem neuen Produkt wäre Flossbach von Storch auf einen Trend aufgesprungen. In den vergangenen Monaten hätten zahlreiche Investmentgesellschaften derartige Fonds angekündigt, die auf ein bestimmtes Laufzeitende hin gemanagt würden, darunter Berenberg, Erste Asset Management, Franklin Templeton, Kepler, Muzinich, Oddo BHF AM und Union Investment.

Die Nachfrage nach Anleiheinvestments sei derzeit zwar sehr groß, so der Sprecher. "Von unseren Vertriebspartnern haben wir jedoch gespiegelt bekommen, dass sie und ihre Kunden einen flexiblen Bondsfonds wie den FvS Bond Opportunities gegenüber einem Laufzeitprodukt präferieren würden." Das lasse sich auch an den Zuflüssen ablesen: Der Bond-Opportunities-Fonds habe allein im ersten Quartal dieses Jahres netto mehr als 360 Millionen Euro einwerben können.

Dirk von Velsen, Flossbach von Storch: "Das Publikumsfondsgeschäft ist derzeit herausfordernd."

Vier Grafiken zum Mittelaufkommen und Volumen der FvS-Publikumsfonds seien unter dem folgenden Link zu finden. (08.05.2023/fc/n/s)






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