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Europäischer Fondsanbieter kassiert schlechtestes Morningstar-Rating - Fondsnews
13.09.23 15:24
FONDS professionell
Wien (www.fondscheck.de) - Europäischer Fondsanbieter kassiert schlechtestes Morningstar-Rating - Fondsnews
Bislang gab es nur zwei Asset Manager, die von der Ratinggesellschaft Morningstar die schlechteste Firmenbewertung erhalten, so die Experten von "FONDS professionell".
Beide würden aus den USA stammen. Nun sei ein europäisches Haus hinzugekommen, das seit Jahren mit Problemen ringe.
Die Analysten der Fondsratinggesellschaft Morningstar hätten das sogenannte Parent-Rating für den Schweizer Asset Manager GAM auf "Low" herabgestuft. Das sei die schwächste Note in dem fünfstufigen Bewertungssystem. Das Parent-Rating untersuche die Unternehmenskultur und das Geschäftsgebaren eines Investmenthauses und fließe als Schlüsselkomponente in die Bewertung der einzelnen Fonds ein - dem sogenannten Morningstar Medalist Rating.
Bislang hätten lediglich zwei andere Asset Manager so eine schlechte Note erhalten. Beide würden aus den USA stammen. Der Small-Cap-Aktienmanager Teton Advisors leide nach einer verlustbringenden Übernahme unter starken Abflüssen und ringe ums Überleben. Die Gesellschaft Horizon Kinetics habe sich über gängige Risikomanagementpraktiken hinweggesetzt, so Morningstar.
Offerte torpediert
GAM ringe seit langer Zeit mit Problemen. Einen Tiefschlag habe das Haus im Jahr 2018 erlitten. Fehler im Risikomanagement hätten zur Suspendierung eines Portfoliomanagers und der Liquidation großer Fonds geführt. Die Schwierigkeiten hätten darin gegipfelt, dass GAM händeringend einen Käufer gesucht habe. Mit der britischen Boutique Liontrust schien ein Interessent gefunden zu sein. Die GAM-Führung habe dringend die Annahme des Kaufangebots empfohlen.
Eine Gruppe aktivistischer Aktionäre unter Federführung des französischen Internetmilliardärs Xavier Niel habe das Liontrust-Angebot torpediert und einen eigenen Sanierungsplan vorgelegt. Mit Einsparungen, einer Rationalisierung der Fondspalette sowie geringeren Vergütungen solle das Unternehmen in die Gewinnzone zurückkehren. Letztendlich hätten die Aktionäre die Offerte von Liontrust abgelehnt. Damit sei nur noch die Gruppe namens "NewGAMe" als Retter geblieben.
"Ergebnisse negativ beeinflussen"
Die Aktivisten wollten nun auf einer außerordentlichen Hauptversammlung, die für den 27. September geplant sei, eigene Kandidaten für den GAM-Verwaltungsrat und den Chefposten durchsetzen. Derweil würden Kunden anhaltend Geld aus den GAM-Fonds abziehen. Auch die Liquiditätsreserven des Unternehmens selbst würden schwinden. Newgame schieße zwar 20 Millionen Franken zu, doch GAM habe im August einen weit höheren Finanzierungsbedarf angegeben.
Diese Gemengelage stimme die Experten von Morningstar skeptisch. "Unabhängig vom Ergebnis der bevorstehenden Aktionärsversammlung sind wir davon überzeugt, dass die mittelfristige Finanz- und Unternehmenssituation von GAM das Potenzial hat, die Anlegerergebnisse bei vielen seiner Fonds negativ zu beeinflussen", meine Fondsanalystin Shannon Kirwin. "Während die Autonomie, die GAM seinen Investmentteams gewährt, in der Vergangenheit die Bindung von Managern gefördert hat, hat die Fluktuation in den letzten Jahren zugenommen und wird wahrscheinlich weiter steigen, wenn neue Sparmaßnahmen eingeführt werden."
"Das ist wirklich schade"
Zudem könne der Druck, kurzfristige Gewinne zu erwirtschaften, Anreize für Praktiken schaffen, die den Anlegern schaden würden, warne die Analystin weiter. So könnte die Gewinnung neuer Kundengelder über dem Erzielen einer Rendite stehen. Auch könnten höhere Risiken in Kauf genommen werden, um kurzfristig bessere Erträge zu erzielen. "Das ist wirklich schade, denn die Aufstellung von GAM besteht aus einer Reihe talentierter Teams, wie zum Beispiel seinen Spezialisten für Schwellenländeranleihen und japanische Aktien", urteile Kirwin. (13.09.2023/fc/n/s)
Bislang gab es nur zwei Asset Manager, die von der Ratinggesellschaft Morningstar die schlechteste Firmenbewertung erhalten, so die Experten von "FONDS professionell".
Beide würden aus den USA stammen. Nun sei ein europäisches Haus hinzugekommen, das seit Jahren mit Problemen ringe.
Die Analysten der Fondsratinggesellschaft Morningstar hätten das sogenannte Parent-Rating für den Schweizer Asset Manager GAM auf "Low" herabgestuft. Das sei die schwächste Note in dem fünfstufigen Bewertungssystem. Das Parent-Rating untersuche die Unternehmenskultur und das Geschäftsgebaren eines Investmenthauses und fließe als Schlüsselkomponente in die Bewertung der einzelnen Fonds ein - dem sogenannten Morningstar Medalist Rating.
Bislang hätten lediglich zwei andere Asset Manager so eine schlechte Note erhalten. Beide würden aus den USA stammen. Der Small-Cap-Aktienmanager Teton Advisors leide nach einer verlustbringenden Übernahme unter starken Abflüssen und ringe ums Überleben. Die Gesellschaft Horizon Kinetics habe sich über gängige Risikomanagementpraktiken hinweggesetzt, so Morningstar.
Offerte torpediert
Eine Gruppe aktivistischer Aktionäre unter Federführung des französischen Internetmilliardärs Xavier Niel habe das Liontrust-Angebot torpediert und einen eigenen Sanierungsplan vorgelegt. Mit Einsparungen, einer Rationalisierung der Fondspalette sowie geringeren Vergütungen solle das Unternehmen in die Gewinnzone zurückkehren. Letztendlich hätten die Aktionäre die Offerte von Liontrust abgelehnt. Damit sei nur noch die Gruppe namens "NewGAMe" als Retter geblieben.
"Ergebnisse negativ beeinflussen"
Die Aktivisten wollten nun auf einer außerordentlichen Hauptversammlung, die für den 27. September geplant sei, eigene Kandidaten für den GAM-Verwaltungsrat und den Chefposten durchsetzen. Derweil würden Kunden anhaltend Geld aus den GAM-Fonds abziehen. Auch die Liquiditätsreserven des Unternehmens selbst würden schwinden. Newgame schieße zwar 20 Millionen Franken zu, doch GAM habe im August einen weit höheren Finanzierungsbedarf angegeben.
Diese Gemengelage stimme die Experten von Morningstar skeptisch. "Unabhängig vom Ergebnis der bevorstehenden Aktionärsversammlung sind wir davon überzeugt, dass die mittelfristige Finanz- und Unternehmenssituation von GAM das Potenzial hat, die Anlegerergebnisse bei vielen seiner Fonds negativ zu beeinflussen", meine Fondsanalystin Shannon Kirwin. "Während die Autonomie, die GAM seinen Investmentteams gewährt, in der Vergangenheit die Bindung von Managern gefördert hat, hat die Fluktuation in den letzten Jahren zugenommen und wird wahrscheinlich weiter steigen, wenn neue Sparmaßnahmen eingeführt werden."
"Das ist wirklich schade"
Zudem könne der Druck, kurzfristige Gewinne zu erwirtschaften, Anreize für Praktiken schaffen, die den Anlegern schaden würden, warne die Analystin weiter. So könnte die Gewinnung neuer Kundengelder über dem Erzielen einer Rendite stehen. Auch könnten höhere Risiken in Kauf genommen werden, um kurzfristig bessere Erträge zu erzielen. "Das ist wirklich schade, denn die Aufstellung von GAM besteht aus einer Reihe talentierter Teams, wie zum Beispiel seinen Spezialisten für Schwellenländeranleihen und japanische Aktien", urteile Kirwin. (13.09.2023/fc/n/s)