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Xtrackers-Paris-Aligned-ETFs: Warum in CO2-lastige Industrien investieren?
31.01.23 10:00
DWS
Frankfurt (www.fondscheck.de) - Klingt zunächst paradox: In Portfolios, die auf einer am Pariser Klimaschutzziel 2050 von 1,5 Grad Celsius orientierten Benchmark basieren, können sich durchaus Wertpapiere von Fluggesellschaften befinden, also einer Industrie, die aktuell nicht gerade mit geringen CO2-Emissionen glänzt, so die Experten von DWS.
Die Auflösung: Im Unterschied zu anderen Benchmarks, die als "nachhaltig" oder "ESG-bezogen" bezeichnet würden, sei bei den so genannten Paris-Aligned Benchmarks der Weg ebenso wichtig wie das Ziel. "Sie bilden den breiten Markt ab, inklusive einiger Branchen mit höheren Kohlenstoff-Emissionen, um langfristig den Umbau der Wirtschaft zu unterstützen", sage Olivier Souliac, ETF-Experte der DWS. Damit würden beispielsweise auch der Transport- oder Bausektor, die für vergleichsweise hohe CO2-Emissionen verantwortlich seien, zu Paris-Aligned Benchmarks gehören. Aber warum auch in CO2-lastige Industrien investieren? Ganz einfach: Das Einsparpotenzial sei dort naturgemäß größer als in ohnehin schon "grünen" Branchen. Folglich sei es das Ziel, Rosinenpicken zu vermeiden, also ein "grünes" Portfolio, das ausschließlich aus Unternehmen bestehe, die in Bereichen mit einem geringen CO2-Ausstoß tätig seien.
Um auf geringere Emissionen hinzuwirken und dabei breit investiert zu bleiben, würden die Paris-Aligned Benchmarks hingegen genaue Vorgaben machen. Erstens sollten die im Index enthaltenen Unternehmen im Durchschnitt deutlich weniger Treibhausgase ausstoßen als ein klassisches Marktportfolio. Zweitens müssten die Emissionen jedes Jahr, das sei durch eine EU-Richtlinie vorgeschrieben, für das Indexportfolio weiter sinken. Das bedeute, dass Unternehmen, die ihren CO2-Ausstoß nicht senken würden, es schwerer hätten, in den Index aufgenommen zu werden - ihr Zugang zum Kapitalmarkt sei erschwert. Umgekehrt fließe Kapital verstärkt in Klima-Vorreiter. So könnten Investoren Druck auf Unternehmen ausüben, mehr für den Klimaschutz zu tun und dabei breit diversifiziert investiert bleiben. Dies sei für institutionelle Kunden besonders relevant.
Um die Wirkungsweise von Paris-Aligned Benchmarks zu verdeutlichen, sei es sinnvoll, sich zunächst die klassischen, als "nachhaltig" oder "SRI, sozialverantwortlich" bezeichneten Indices anzusehen. Sie shen in der Regel zunächst harte Ausschlüsse für viele als möglicherweise kontrovers angesehene Aktivitäten vor. Dazu würden Alkohol, traditionelle Energieunternehmen oder Stromproduzenten mit exzessivem Anteil an fossilen Brennstoffen im Energiemix zählen. Anschließend würden die Indexmitglieder auf Basis von ESG-Kriterien ausgewählt, wodurch oft auf Unternehmen gesetzt werde, die bereits ein deutlich niedrigeres Niveau an Treibhausgas-Emissionen vorweisen würden. So würden, vereinfacht gesprochen, auch die MSCI-Low-Carbon-SRI-Leaders-Indices vorgehen, die den Xtrackers-ESG-Indices zugrunde lägen. Indices dieser Bauart würden zwar eines ihrer Nachhaltigkeitsziele erreichen, nämlich eine deutlich niedrigere Emissionen im Vergleich zu einem Marktportfolio, über dieses Ziel aber aktuell nicht hinausgehen.
Anleger könnten sich also für ein Portfolio entscheiden, das strenge ESG-Kriterien und niedrigere CO2-Emissionen kombiniere, oder für stärker integrative Produkte auf der Basis von Paris-Aligned Benchmarks. Hier sei gewissermaßen der Weg, also der Umbau der Wirtschaft hin zu deutlich weniger klimaschädlichen Emissionen, das Ziel. Es sei durch einen dynamischen Index zu erreichen, der die Investitionen in die gesamte Wirtschaft - nicht nur in wenige bereits emissionsarme Sektoren - in Richtung der Klimaziele steuern solle. Im Detail seien die Regeln der Paris-Aligned Benchmarks wie folgt definiert: Die Kohlenstoffintensität eines Paris-Aligned-Benchmark-Portfolios solle am Anfang rund 50 Prozent des Vergleichswerts eines Marktportfolios betragen. Künftig solle dann dessen Kohlenstoffintensität um mindestens sieben Prozent pro Jahr sinken. Unter Kohlenstoffintensität verstehe man, welches CO2-Äquivalent das jeweilige Unternehmen und seine Lieferanten im Verhältnis zum Marktwert des Unternehmens erzeugen würden.
Da die Paris-Aligned Benchmarks den breiten Markt abbilden sollten, würden also langfristig die Klimaschutz-Anforderungen an Unternehmen aus nahezu allen Sektoren steigen, sich für die Aufnahme in einen Index zu qualifizieren. Die Emissionen könnten erst dann nachhaltig sinken, wenn beispielsweise auch im Transport-, Bau-, Chemie- und Maschinenbau-Sektor die Kohlenstoffintensität sinke. Ein wichtiges Detail: Es gebe auch bei Paris-Aligned Benchmarks Ausschlüsse für Unternehmen, die bestimmte Umsatzgrenzen bei Förderung oder Verarbeitung fossiler Energien überschreiten würden. Hier habe sich die EU an Ergebnissen einer Szenarioanalyse des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zur Reduktion der Treibhausgase aus fossilen Quellen orientiert.
Ein weiterer wichtiger Unterschied der Paris-Aligned Benchmarks zu anderen Indices: Sie seien die einzigen, die direkt einer Regulierung der EU-Kommission entspringen würden. Wer in einen ETF investiere, der auf einer Paris-Aligned Benchmark basiere, könne sich sicher sein, dass dieselben strengen Regeln gelten würden. Dazu gehöre auch, dass Paris-Aligned Benchmarks darauf ausgerichtet seien, langfristig investiert zu sein, um den Übergang in eine kohlenstoffärmere Zukunft zu finanzieren. "Es geht ausdrücklich auch darum, Chancen zu nutzen, die sich für Unternehmen ergeben, die sich erfolgreich an den Trend zu Dekarbonisierung anpassen", sage ETF-Experte Souliac. Daher würden sich die von der DWS bei ihren Xtrackers-Paris-Aligned-ETFs verwendeten Indices auch an den Empfehlungen der Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC) ausrichten. Danach sollten Unternehmen bei der Indexgewichtung bevorzugt werden, die sich transparente und nachvollziehbare Ziele gesetzt hätten, ihre Emissionen zu reduzieren. Ein entscheidender Faktor sei der Umfang der Übernahme von wissenschaftlich fundierten Zielen, den Science Based Targets, wie sie von der gleichnamigen Initiative definiert worden seien.
Unterm Strich würden sich Paris-Aligned Benchmarks also für Anleger eignen, die sich an einem breit diversifizierten Anlageuniversum orientieren und mit ihren Investitionen langfristig die Dekarbonisierung sowohl ihres Portfolios als auch der Wirtschaft mit ihren Investitionen unterstützen möchten. (31.01.2023/fc/n/e)
Die Auflösung: Im Unterschied zu anderen Benchmarks, die als "nachhaltig" oder "ESG-bezogen" bezeichnet würden, sei bei den so genannten Paris-Aligned Benchmarks der Weg ebenso wichtig wie das Ziel. "Sie bilden den breiten Markt ab, inklusive einiger Branchen mit höheren Kohlenstoff-Emissionen, um langfristig den Umbau der Wirtschaft zu unterstützen", sage Olivier Souliac, ETF-Experte der DWS. Damit würden beispielsweise auch der Transport- oder Bausektor, die für vergleichsweise hohe CO2-Emissionen verantwortlich seien, zu Paris-Aligned Benchmarks gehören. Aber warum auch in CO2-lastige Industrien investieren? Ganz einfach: Das Einsparpotenzial sei dort naturgemäß größer als in ohnehin schon "grünen" Branchen. Folglich sei es das Ziel, Rosinenpicken zu vermeiden, also ein "grünes" Portfolio, das ausschließlich aus Unternehmen bestehe, die in Bereichen mit einem geringen CO2-Ausstoß tätig seien.
Um auf geringere Emissionen hinzuwirken und dabei breit investiert zu bleiben, würden die Paris-Aligned Benchmarks hingegen genaue Vorgaben machen. Erstens sollten die im Index enthaltenen Unternehmen im Durchschnitt deutlich weniger Treibhausgase ausstoßen als ein klassisches Marktportfolio. Zweitens müssten die Emissionen jedes Jahr, das sei durch eine EU-Richtlinie vorgeschrieben, für das Indexportfolio weiter sinken. Das bedeute, dass Unternehmen, die ihren CO2-Ausstoß nicht senken würden, es schwerer hätten, in den Index aufgenommen zu werden - ihr Zugang zum Kapitalmarkt sei erschwert. Umgekehrt fließe Kapital verstärkt in Klima-Vorreiter. So könnten Investoren Druck auf Unternehmen ausüben, mehr für den Klimaschutz zu tun und dabei breit diversifiziert investiert bleiben. Dies sei für institutionelle Kunden besonders relevant.
Anleger könnten sich also für ein Portfolio entscheiden, das strenge ESG-Kriterien und niedrigere CO2-Emissionen kombiniere, oder für stärker integrative Produkte auf der Basis von Paris-Aligned Benchmarks. Hier sei gewissermaßen der Weg, also der Umbau der Wirtschaft hin zu deutlich weniger klimaschädlichen Emissionen, das Ziel. Es sei durch einen dynamischen Index zu erreichen, der die Investitionen in die gesamte Wirtschaft - nicht nur in wenige bereits emissionsarme Sektoren - in Richtung der Klimaziele steuern solle. Im Detail seien die Regeln der Paris-Aligned Benchmarks wie folgt definiert: Die Kohlenstoffintensität eines Paris-Aligned-Benchmark-Portfolios solle am Anfang rund 50 Prozent des Vergleichswerts eines Marktportfolios betragen. Künftig solle dann dessen Kohlenstoffintensität um mindestens sieben Prozent pro Jahr sinken. Unter Kohlenstoffintensität verstehe man, welches CO2-Äquivalent das jeweilige Unternehmen und seine Lieferanten im Verhältnis zum Marktwert des Unternehmens erzeugen würden.
Da die Paris-Aligned Benchmarks den breiten Markt abbilden sollten, würden also langfristig die Klimaschutz-Anforderungen an Unternehmen aus nahezu allen Sektoren steigen, sich für die Aufnahme in einen Index zu qualifizieren. Die Emissionen könnten erst dann nachhaltig sinken, wenn beispielsweise auch im Transport-, Bau-, Chemie- und Maschinenbau-Sektor die Kohlenstoffintensität sinke. Ein wichtiges Detail: Es gebe auch bei Paris-Aligned Benchmarks Ausschlüsse für Unternehmen, die bestimmte Umsatzgrenzen bei Förderung oder Verarbeitung fossiler Energien überschreiten würden. Hier habe sich die EU an Ergebnissen einer Szenarioanalyse des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zur Reduktion der Treibhausgase aus fossilen Quellen orientiert.
Ein weiterer wichtiger Unterschied der Paris-Aligned Benchmarks zu anderen Indices: Sie seien die einzigen, die direkt einer Regulierung der EU-Kommission entspringen würden. Wer in einen ETF investiere, der auf einer Paris-Aligned Benchmark basiere, könne sich sicher sein, dass dieselben strengen Regeln gelten würden. Dazu gehöre auch, dass Paris-Aligned Benchmarks darauf ausgerichtet seien, langfristig investiert zu sein, um den Übergang in eine kohlenstoffärmere Zukunft zu finanzieren. "Es geht ausdrücklich auch darum, Chancen zu nutzen, die sich für Unternehmen ergeben, die sich erfolgreich an den Trend zu Dekarbonisierung anpassen", sage ETF-Experte Souliac. Daher würden sich die von der DWS bei ihren Xtrackers-Paris-Aligned-ETFs verwendeten Indices auch an den Empfehlungen der Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC) ausrichten. Danach sollten Unternehmen bei der Indexgewichtung bevorzugt werden, die sich transparente und nachvollziehbare Ziele gesetzt hätten, ihre Emissionen zu reduzieren. Ein entscheidender Faktor sei der Umfang der Übernahme von wissenschaftlich fundierten Zielen, den Science Based Targets, wie sie von der gleichnamigen Initiative definiert worden seien.
Unterm Strich würden sich Paris-Aligned Benchmarks also für Anleger eignen, die sich an einem breit diversifizierten Anlageuniversum orientieren und mit ihren Investitionen langfristig die Dekarbonisierung sowohl ihres Portfolios als auch der Wirtschaft mit ihren Investitionen unterstützen möchten. (31.01.2023/fc/n/e)