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Was die Chefs der Fondsgesellschaften verdienen - Fondsnews


24.03.23 15:09
FONDS professionell

Wien (www.fondscheck.de) - Die Umweltaktivisten von Greenpeace haben jüngst das Gehalt der DWS-Spitze ins Visier genommen, so die Experten von "FONDS professionell".

Doch wie viel Geld würden die Lenker von Fondsgesellschaften überhaupt erhalten? Ein Überblick über die Bezüge der Chefs von BlackRock, Amundi und Co.

An der Vergütung der DWS-Spitze habe sich Kritik entzündet. Die Umweltorganisation Greenpeace habe dem Haus jüngst gar vorgeworfen, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung fünf Mal mehr zu zahlen, als die Vorstandschefs der im S-DAX notierten Unternehmen im Schnitt erhalten würden. Die Aktie der Deutschen-Bank-Tochter sei in dem Index gelistet. Zudem hätten die Aktivisten dem Haus vorgehalten, mit Fehlanreizen den Greenwashing-Skandal befördert zu haben, der letztendlich zur Ablösung von DWS-Chef Asoka Wöhrmann und zur Stabübergabe an Stefan Hoops geführt habe.

Die Fondsgesellschaft weise die Vorwürfe zurück. Die Marktüblichkeit der Vergütung werde regelmäßig durch einen unabhängigen Vergütungsberater beurteilt. Dieser ziehe international tätige Unternehmen als Maßstab heran, die hinsichtlich des Fondsvermögens und der Mitarbeiterzahl vergleichbar seien. Zudem habe das Haus betont: "Die absolute Höhe der als nachhaltig investiert ausgewiesenen Assets unter Management war für das Jahr 2020 und ist aktuell keine wesentliche vergütungsrelevante Zielgröße für die Geschäftsführung."

Bereits in der Vergangenheit sei Kritik an der Vergütungspraxis der DWS aufgekommen. Die einflussreiche Aktionärsberatungsgesellschaft Glass Lewis habe noch im Mai 2022 Wöhrmanns Gehalt als "exzessiv" kritisiert. Im Juni sei er dann auf der Hauptversammlung durch Hoops abgelöst worden. Wöhrmann habe bis zu seinem offiziellen Vertragsende Ende Januar 2023 weiter eine Vergütung - sowie eine Abfindung erhalten.

Doch wie viel würden die Chefs der international tätigen Asset Manager eigentlich verdienen? FONDS professionell ONLINE habe eine Reihe von Vergütungsberichten börsennotierter Fondsgesellschaften ausgewertet. Die Auswahl stelle lediglich eine Stichprobe aus europäischen und US-amerikanischen Investmenthäusern dar, die Gehaltsangaben ihrer Führungsetage veröffentlichen würden. Die Jahre würden zudem variieren - je nachdem für welches Jahr bereits Vergütungsberichte vorlägen. Die Auszahlungen seien meist variabel und auch zeitlich gestreckt - könnten also von Jahr zu Jahr anders ausfallen.

Das Gehalt sei oft Geheimsache. Doch nicht bei börsennotierten Gesellschaften. Diese müssten die Bezüge ihrer Vorstandschefs offenlegen. Wie viel würden die Lenker von Asset Managern verdienen?

Stefan Hoops, DWS
Der neue Vorsitzende der Geschäftsführung der DWS habe am 10. Juni 2022 sein Amt angetreten. Dem Geschäftsbericht zufolge habe er dafür im Jahr 2022 eine Gesamtvergütung von 3,77 Millionen Euro erhalten. Für das Gesamtjahr sei ein Zielwert für das Amt von 6,8 Millionen Euro ausgewiesen gewesen. Die Fondstochter der Deutschen Bank habe per Ende 2022 ein Vermögen in Höhe von 821 Milliarden Euro verwaltet.

Asoka Wöhrmann, ehemals DWS
Offiziell habe Wöhrmanns Vertrag erst Ende Januar 2023 geendet, obwohl er bereits zur Hauptversammlung im Juni 2022 abgelöst worden sei. Für das Geschäftsjahr 2022 habe der Ex-DWS-Chef eine Vergütung in Höhe von 5,57 Millionen Euro erhalten. Im Vorjahr seien es 6,95 Millionen Euro gewesen. Wöhrmann erhalte zudem eine Abfindung in Höhe von 8,15 Millionen Euro. Die Auszahlungen unterlägen teils Clawback- und Halteregeln und würden auf Jahre verteilt fließen.

Larry Fink, BlackRock
Mit einem verwalteten Vermögen von 8,6 Billionen US-Dollar per Ende 2022 sei BlackRock der unangefochtene Riese der Branche. Ende 2021 habe das Haus sogar zehn Billionen Dollar für seine Kunden verwaltet. Kein Wunder also, dass Konzernchef und Mitgründer Larry Fink das wohl üppigste Gehalt der Branche erhalte: 2021 seien es 36 Millionen Dollar gewesen.

Jenny Johnson, Franklin Templeton
Einen deutlichen Gehaltssprung habe Jenny Johnson gemacht, die Lenkerin von Franklin Resources, wie die börsennotierte Gesellschaft hinter dem Anbieter Franklin Templeton heiße. Johnson, die zur Gründungsfamilie des kalifornischen Asset Managers gehöre, habe im per Ende September 2022 abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 eine Vergütung von 15,7 Millionen US-Dollar erhalten. Im Vorjahr seien es knapp unter zehn Millionen Dollar gewesen. Franklin Templeton habe Legg Mason übernommen. Das verwaltete Vermögen sei damit auf 1,3 Billionen Dollar zum Ende des Geschäftsjahres 2022 gestiegen.

Martin Flanagan, Invesco
Der langjährige Vorstandschef des US-Hauses Invesco habe 2021 eine Vergütung in Höhe von 12,9 Millionen US-Dollar erhalten. Per Ende Dezember 2021 habe das Haus ein Vermögen von 1,6 Billionen Dollar verwaltet.

Richard Weil, ehemals Janus Henderson
Der Ex-Lenker von Janus Henderson habe 2021 eine Gesamtvergütung in Höhe von rund zehn Millionen US-Dollar erhalten. Im März 2022 habe er das Haus verlassen. Per Ende 2021 habe die Gesellschaft ein Vermögen von 432 Milliarden US-Dollar verwaltet. Das aus der Fusion von Janus Capital und Henderson Investors entsprungene Haus ringe seit geraumer Zeit mit Mittelabzügen.

Peter Harrison, Schroders
Eine Kontroverse habe sich um das Gehalt von Peter Harrison gerankt. Der Vorstandschef von Schroders habe 2020 die Führungen britischer Aktiengesellschaften zur Mäßigung aufgerufen. Seine eigene Entlohnung sei aber auf bis zu neun Millionen Pfund aufgestockt worden, wie britische Medien kritisiert hätten. 2021 habe Harrison 8,5 Millionen Pfund erhalten. Ende 2021 habe das Haus ein Vermögen in Höhe von 732 Milliarden Pfund verwaltet.

John Foley, ehemals M&G
M&G-Chef John Foley habe 2021 gut 4,5 Millionen Britische Pfund ausbezahlt bekommen. Im Herbst 2022 habe sich der langjährige Lenker des Traditionshauses in den Ruhestand zurückgezogen. An seine Stelle sei Andrea Rossi gerückt. M&G habe per Ende 2021 ein Vermögen von 370 Milliarden Pfund verwaltet.

Andrew Formica, ehemals Jupiter
Der britische Fondsanbieter Jupiter habe seinem früheren Chef 2021 ein Gesamtgehalt von 2,5 Millionen Pfund gezahlt. Das Haus habe das verwaltete Vermögen zum Jahresende 2021 auf 60 Milliarden Pfund beziffert. Formica sei im Herbst 2022 von Matthew Beesley abgelöst worden.

Stephen Bird, Abrdn
Der ehemalige Citigroup-Manager habe 2022 ein Gesamtgehalt von 1,7 Millionen Pfund erhalten. Maximal wären laut Abrdn-Vergütungsbericht fast 6,3 Millionen Pfund möglich gewesen. 2021 habe Bird noch fast 2,8 Millionen Pfund nach Hause gebracht. Die Gesellschaft ringe seit Jahren mit Mittelabzügen und habe Ende 2022 rund 500 Milliarden Pfund verwaltet.

Valérie Baudson, Amundi
Mit 1,9 Billionen Euro an verwaltetem Vermögen sei Amundi unangefochten Europas größte Fondsgesellschaft. Doch bei der Vergütung der Führungsspitze würden die Franzosen in anderen Dimensionen rangieren: Konzernchefin Baudson erhalte 2022 rund zwei Millionen Euro. Ihr Vorgänger Yves Perrier, der das Haus mit aus der Taufe gehoben und an die Börse gebracht habe, habe 2020 in seinem letzten vollständigen Jahr als Firmenlenker drei Millionen Euro verdient. Dennoch hätten damals Aktionärsberater diese Höhe kritisiert. (New vom 23.03.2023) (24.03.2023/fc/n/s)