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Schweizer Mega-Bank: Zwangsheirat schafft neuen Fondsriesen - ETF-News


23.03.23 14:17
FONDS professionell

Wien (www.fondscheck.de) - Die Übernahme der strauchelnden Credit Suisse durch den Erzrivalen UBS verschiebt die Gewichte im Geschäft mit Publikumsfonds und ETFs, so die Experten von "FONDS professionell".

Das vereinte Schweizer Institut rücke weltweit unter die Top Ten, würden Zahlen von Refinitiv Lipper zeigen - vorausgesetzt, es würden nicht noch mehr Kunden abspringen.

Mit dem von der Schweizer Regierung orchestrierten Zusammenschluss von Credit Suisse und UBS entstehe ein neues Schwergewicht in der weltweiten Fondsbranche. Dies würden Daten des Analysehauses Refinitiv Lipper zeigen. Demnach würden die Asset-Management-Sparten der beiden eidgenössischen Geldhäuser zusammen 811 Milliarden US-Dollar in Publikumsfonds und börsengehandelten Indexfonds (ETFs) verwalten. Institutionelle Portfolios und Mandate würden in diese Zählung nicht einfließen.

Die UBS habe unter den weltweiten Fondshäusern bislang auf Platz 15 rangiert. Das vereinte Haus rücke zusammengerechnet auf den neunten Rang vor. In Europa würden die Schweizer sogar mit 597 Milliarden Euro den zweiten Platz unter den Publikumsfonds- und ETF-Anbietern erobern. Sie würden sich damit hinter den Branchenprimus BlackRock setzen und den französischen Riesen Amundi mit 526 Milliarden Euro Fondsvermögen verdrängen, so Refinitiv Lipper.

Auch im europäischen ETF-Geschäft schaffe der Zusammenschluss eine spannende Konstellation, merke Detlef Glow an, der bei Refinitiv Lipper das Research in der EMEA-Region leite. Denn mit 89 Milliarden Euro an ETF-Volumen würden die Schweizer an Vanguard vorbeiziehen auf den vierten Platz in Europa. Dies könnte den Konkurrenzkampf anheizen, denn der Abstand zu Xtrackers auf Rang drei mit rund 131 Milliarden und Amundi auf Rang zwei mit 174 Milliarden Euro ETF-Volumen wäre aus Sicht der UBS geschrumpft. Unangefochtener Platzhirsch in Europa bleibe iShares von BlackRock mit 606 Milliarden Euro.

Alle Zahlen stünden jedoch unter dem Vorbehalt, dass die Schweizer ihr bisheriges Gewicht beibehalten würden. So erscheine es im Zuge des Zusammenschlusses durchaus denkbar, dass die Großbank überlappende Teile des Sortiments zurückstutze und Fonds fusioniere oder liquidiere. In der Folge könnten weitere Kunden ihr Geld abziehen. Details über die Zukunft der Fondssparten der beiden Großbanken seien bislang noch unklar. Die UBS habe nach der Ankündigung der Übernahme eine Analystenkonferenz abgehalten. Darin habe die Bankführung die Absicht betont, dass das vereinte Institut im Wealth sowie im Asset Management wachsen wolle.

Die Credit Suisse habe in den vergangenen Monaten bereits unter massiven Mittelabzügen gelitten. Im Schlussquartal 2022 seien rund 111 Milliarden Schweizer Franken abgeflossen. Der Großteil sei auf das Wealth Management entfallen. Das Nettomittelaufkommen der Asset-Management-Sparte habe die Credit Suisse auf minus zwölf Milliarden Franken beziffert - allein im vierten Quartal. Angesichts der Bankpleiten in den USA seien auch die Zweifel an der Solidität der Credit Suisse gewachsen. In der Folge habe die Regierung in Bern den Zusammenschluss der beiden Riesen eingefädelt. (News vom 22.03.2023) (23.03.2023/fc/n/e)