Pesarini: "Ich hoffe, dass die EZB sehr beherzt die Zinsen erhöht" - Fondsnews


30.03.23 12:00
FONDS professionell

Wien (www.fondscheck.de) - Die höchsten Inflationsraten liegen hinter uns, darum können die Notenbanken die Leitzinsen senken, um die drohende Rezession abzumildern - so in etwa lautet der aktuelle Marktkonsens an der Börse. Nichts da, meinten Luca Pesarini und sein Kollege Michael Blümke auf dem FONDS professionell KONGRESS, so die Experten von "FONDS professionell".

"Wir haben noch nicht den Höhepunkt der Inflation erreicht." Mit diesen Worten habe Starmanager Luca Pesarini von Ethenea sein Publikum auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim auf eine schwierige Zeit für die Kapitalanlage eingestimmt. Als Hauptschuldigen habe er die Europäische Zentralbank (EZB) ausgemacht, die im vergangenen Jahr viel zu spät auf die anziehenden Verbraucherpreise reagiert habe.

Michael Blümke, einer von Pesarinis Kollegen im Portfoliomanagement des Ethna-Aktiv, habe die Thesen seines Chefs mit Grafiken und Fakten untermauert. Die Inflationsrate in Europa sei zuletzt zwar gefallen, was aber vor allem auf die sinkenden Energiepreise zurückzuführen gewesen sei. Die Kerninflation, in der diese Komponente nicht berücksichtigt werde, sei bis zuletzt jedoch weiter gestiegen.

"Inflation wird dann gefährlich, wenn sie in den Köpfen der Menschen angekommen ist", so Blümke. Und genau das sei mittlerweile passiert. Wer mit weiter steigenden Preisen rechne, ziehe Käufe vor und kämpfe für höhere Löhne, so wie es derzeit zu beobachten sei - was wiederum die Teuerung befeuere. "Die Lohn-Preis-Spirale ist längst in Gang", habe Blümke gesagt. "Die Inflation füttert die Inflation."

Die Corona-Pandemie habe sich zwar als Inflationstreiber erwiesen, sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite. Der Hauptgrund sei aber in der laxen Geldpolitik zu suchen. "Inflation ist und bleibt ein monetäres Phänomen", habe Blümke erinnert. Im vergangenen Jahr habe die EZB viel zu lange behauptet, dass es sich bei den hohen Teuerungsraten um ein "vorübergehendes" Problem handle. "Die EZB hat neun Monate gebraucht, um mit einem ersten Zinsschritt zu reagieren", habe Blümke kritisiert.

Angesichts der rasant steigenden Verbraucherpreise würden die Ethenea-Anlagestrategen damit rechnen, dass die US-Notenbank FED und die EZB ihre Leitzinsen weiter erhöhen würden. Die Hoffnung vieler Marktteilnehmer, die angesichts des Bankenbebens in den USA und des Notverkaufs der Credit Suisse an die UBS ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus' erwarten würden, teile das Team um Pesarini nicht.

"Wir haben keine Bankenkrise", habe Blümke betont - es handele sich um die selbstverschuldete Schieflage einzelner Banken, nicht um eine systemische Krise wie 2008. "Für die Notenbanken gibt es daher keinen Grund, die Zinsen schnell wieder zu senken." In ihrem Basisszenario würden die Ethenea-Portfoliomanager auch nicht mit einer scharfen Rezession rechnen. "Die Realwirtschaft kann mit höheren Zinsen umgehen", so Blümkes Überzeugung.

Und was heiße das für die Anlagestrategie des knapp zwei Milliarden Euro schweren Ethna-Aktiv? Aktien würden die Luxemburger Vermögensverwalter aktuell als fair bewertet ansehen. Auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten sei weder ein ausgeprägter Bären- noch ein Bullenmarkt zu erwarten, sondern eher ein volatiler Seitwärtstrend.

Chancen würden Pesarini und seine Kollegen eher am Rentenmarkt wittern, wo die Zinsen für Anleihen mit längerer Restlaufzeit aktuell unter denen für kurzlaufende Papiere lägen. Diese Konstellation, so das Kalkül der Ethenea-Manager, werde nicht lange Zeit Bestand haben, also würden sie mit Derivaten auf steigende Zinsen am "langen Ende" setzen. "Die langfristigen Zinsen zeigen eine Rezession an, die es gar nicht gibt", habe Pesarini gesagt. "Ich hoffe, dass die EZB sehr beherzt die Zinsen erhöht, um die Inflation zu bekämpfen." (30.03.2023/fc/n/s)






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