ETF-Handel: "Keine Panikverkäufe"


22.03.23 13:11
Deutsche Börse AG

Frankfurt (www.fondscheck.de) - Wirklich Ruhe eingekehrt ist an den Börsen noch nicht - trotz der am Wochenende beschlossenen Übernahme der Credit Suisse durch den Schweizer Konkurrenten UBS, so die Deutsche Börse AG.

ETF-Händler hätten viel zu tun. "Heute ist ungewöhnlich viel los", berichte Holger Heinrich von der Baader Bank. Von Ausverkauf könne aber keine Rede sein. "In den vergangenen Tages gab es bei steigenden Umsätzen im Vergleich zu den Vorwochen doppelt so viele Käufe wie Verkäufe."

"Die Unsicherheit ist noch hoch", erkläre Torben Bendt von Lang & Schwarz. Panikverkäufe sehe er aber nicht. In den großen Indices wie dem S&P 500 laufe es erstaunlich normal. "Und Banken-ETFs werden eher gekauft."

Die Börsen seien am Dienstagmorgen klar auf Erholungskurs gewesen. Der DAX, der am vorgestrigen Montagmorgen noch bei 14.600 Punkten gestanden habe, habe sich schon im Tagesverlauf erholt. Am Dienstagmittag habe der Index bei 15.200 Punkten gestanden.

Besonders hart treffe die Krise Banken-Tracker. So habe der viel gehandelte iShares Euro Stoxx Banks 30-15 innerhalb weniger Tage 19 Prozent verloren, der iShares Stoxx Europe 600 Banks 16 Prozent. Zuletzt hätten sich die Kurse erholt, seit Jahresanfang stehe sogar immer noch ein kleines Plus.

Für Banken-ETFs melde Bendt sehr viel Umsatz. "Es sind vor allem Käufe - nicht erst seit dieser Woche." Zugegriffen werde etwa beim iShares Stoxx Europe 600 Banks und beim Lyxor Euro Stoxx Banks, aber auch gerne bei gehebelten ETNs wie dem WisdomTree Euro Stoxx Banks 3x Daily Leveraged. "Da wird viel spekuliert."

Auch US-amerikanische Banken-ETFs würden viel gekauft, konkret der iShares S&P 500 Financials Sector. Die Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank habe auch in den USA die Angst vor einer neuen Finanzkrise geschürt. Trotz einer großen Rettungsaktion durch US-Großbanken sei die Aktie der US-Regionalbank First Republic am 20. März 2023 erneut dramatisch eingebrochen.

Marktbreite Aktien-ETFs seien weiter gesucht. Heinrich verweise auf die unterschiedliche Entwicklung der Börsen in Europa und in den USA: "Während wir in Europa bis zu 4 Prozent verloren, gab es in den USA Kursgewinne." Bei europäischen Aktien sei die erste, zweite und dritte Reihe gefragt. Als Beispiele nenne er aus der ersten Reihe den Lyxor 1 Stoxx Europe 600 ESG (ISIN DE000ETF9603 / WKN ETF960) und den Deka MSCI Europe, aus der zweiten den iShares Stoxx Europe Mid 200 und aus der dritten den Lyxor MSCI EMU Small Cap.

Was US-Tracker angehe, würden Kund*innen der Baader Bank auf klassische S&P 500-Tracker setzen, etwa von der UBS, aber auch Small Caps mit ESG-Filter. MSCI USA Minimum Volatility-ETFs und gehebelte ETNs wie der WisdomTree S&P 500 3x Daily Leveraged kämen ebenfalls gut an.

Auch in Anleihen-ETFs seien die Umsätze hoch, wie die Händler melden würden. "Viel um geht in Produkten, die Bankanleihen abbilden", bemerke Bendt. Rege gehandelt worden sei an der Börse Frankfurt am 21. März 2023 aber auch der iShares EUR Corp Bond ex-Financials 1-5yr ESG (ISIN IE00B4L5ZY03 / WKN A0RPWP). Der beziehe sich auf europäische Unternehmensanleihen und schließe explizit Papiere von Finanzinstituten aus.

Stark verloren hätten im Übrigen ETFs, die sogenannte Coco-Bonds (Contingent Convertible Bonds) abbilden würden, etwa von WisdomTree (ISIN IE00BZ0XVF52 / WKN A2JKH4; ISIN IE00BFNNN236 / WKN A2JQ0E). Auslöser sei auch hier der Untergang der Credit Suisse, denn die Inhaber der niedrigrangigen Schuldtiteln im Wert von 17 Milliarden US-Dollar würden leer ausgehen. "Eine Sache ist dieses Mal ungewöhnlich: Die Aktionäre, die normalerweise noch unter den Anleihegläubigern der untersten Stufe rangieren, können Teil des Kapitals retten", kommentiere Lukas Strobl im Morningstar-Beitrag "Sind Aktien jetzt besser als CoCos?" https://www.morningstar.de/de/news/233177/das-seltsame-ende-der-credit-suisse-sind-aktien-jetzt-besser-als-cocos.aspx.

CoCo-Bonds oder AT1-Bonds seien langlaufende, nachrangige Anleihen von Finanzinstituten mit meist festem Kupon, die bei einem bestimmten Ereignis automatisch in Eigenkapital umgewandelt würden. Die Anlageklasse sei nach der Finanzkrise geschaffen worden, damit Investor*innen - und nicht Steuerzahler*innen - für die Kosten einer Insolvenz aufkommen würden.

Auffällig hoch seien Bendt zufolge die Käufe von Gold-ETCs (ISIN DE000A2T0VU5 / WKN A2T0VU; ISIN JE00B8DFY052 / WKN A1RX98). Der Goldpreis sei im Zuge der Krise zum ersten Mal seit einem Jahr wieder über die Marke von 2.000 US-Dollar die Feinunze geklettert. Am Dienstagmittag seien es immer noch 1.966 US-Dollar gewesen.

Fest würden sich auch Kryptowährungen zeigen. Der Bitcoin sei auf 28.034 US-Dollar gestiegen, seit Jahresanfang ergebe das ein Plus von fast 70 Prozent. Viel um gehe an der Börse Frankfurt in ETNs wie dem ETC Group Physical Bitcoin, dem VanEck Bitcoin und dem 21Shares Bitcoin. Bendt melde einen stabilen Handel. "Besonders gestiegen ist die Nachfrage nach Krypto-ETNs nicht." (Ausgabe vom 21.03.2023) (22.03.2023/fc/a/e)






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