Rohstoffe-ETCs: Goldnachfrage springt wieder an


10.03.23 14:13
Deutsche Börse AG

Frankfurt (www.fondscheck.de) - Hohe Zinsen gleich Druck auf Goldpreis - diese Gleichung geht jetzt wieder auf, so die Deutsche Börse AG.

Dass US-Notenbankchef Jerome Powell ein höheres Tempo bei den Zinserhöhungen in Aussicht stelle, habe den Goldpreis fallen lassen. "Die jüngsten Wirtschaftsdaten sind besser ausgefallen als erwartet, daher wird der Zinsgipfel wahrscheinlich höher liegen als bisher angenommen", habe Powell vor dem Bankenausschuss des US-Senats gesagt. Der Goldpreis liege am Donnerstagmorgen bei 1.814 US-Dollar die Feinunze und damit unter dem Niveau Ende 2022. Anfang Februar seien es 1.957 US-Dollar gewesen.

"Die Anleihemärkte beziehungsweise die Erwartungen an die Geldpolitik der Notenbanken dürften die Märkte weiter in ihren Klauen halten", kommentiere Rohstoffexperte Michael Blumenroth. Abermals marktbewegend würden wohl die am morgigen Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten sein.

"Der Goldpreis bleibt durch anziehende US-Zinsen unter Druck", stelle auch Aneeka Gupta von WisdomTree fest. Dennoch hätten Anleger*innen auf Edelmetall-ETCs gesetzt, und zwar wegen der gestiegenen geopolitischen Risiken und der hohen Aktienmarktvolatilität. Auch Fabian Wörndl von Lang & Schwarz sehe wieder verstärktes Interesse an Gold-ETCs und -ETFs. Viel Geschäft auf beiden Seiten melde der Händler für Xetra-Gold. Vor allem auf den Einkaufslisten fänden sich ETFs, die Aktien von Goldproduzenten abbilden würden, etwa der iShares Gold Producers.

Hohe Umsätze an der Börse Frankfurt würden neben Xetra-Gold vor allem der Xtrackers Physical Gold mit Währungssicherung (ISIN DE000A1EK0G3 / WKN A1EK0G), der Invesco Physical Gold (ISIN IE00B579F325 / WKN A1AA5X) und der iShares Physical Gold aufweisen. Auf den Silberpreis würden Anleger*innen mit dem WisdomTree Physical Silver und dem Xtrackers Physical Silver EUR Hedged setzen.

Der Bestand an Xetra Gold bleibe mit 230 Tonnen hoch. Zum Vergleich: Ende 2022 seien es 231 Tonnen gewesen, Ende 2021 237,6 Tonnen.

Sehr viel um gehe den Händlern zufolge weiter in Öl- und Gas-ETCs. Der für Europa relevante Terminkontrakt für niederländisches Erdgas (Dutch TTF) sei weiter gefallen und liege aktuell nur noch bei 45 Euro/MWh, "und das trotz der ziemlich kühlen Temperaturen in Europa", kommentiere Dora Borbély von der DekaBank. "Die insgesamt hohen Lagerbestände an Erdgas zum Ende des Winters lassen etwas Gelassenheit aufkommen." In der Spitze Ende August sei der Preis auf 345 Euro/MWh geklettert - fast das Achtfache des aktuellen Niveaus.

Auch der Ölpreis sei zuletzt gefallen und liege mit aktuell 82,50 US-Dollar für das Barrel Brent leicht unter dem Niveau zu Jahresanfang. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr sei der Preis bis auf 133 US-Dollar gestiegen. Auch hier hätten sich die Aussagen von Powell bemerkbar gemacht, denn steigende Zinsen würden die wirtschaftliche Entwicklung belasten und die Nachfrage nach Rohöl dämpfen.

Laut WisdomTree hätten die Zuflüsse in Öl-ETCs zugelegt, allerdings speziell in Brent- und weniger in WTI-Produkte. Wörndl zufolge gehe sehr viel in Gas-ETCs mit Hebel um, und zwar long und short, konkret dem WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged und dem WisdomTree Natural Gas 3x Daily Short. An der Börse Frankfurt würden aktuell der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged, der WisdomTree Brent Crude Oil Euro Daily Hedged und der WisdomTree WTI Crude Oil die höchsten Umsätze aufweisen.

"Tatsächlich hat die Ölproduktion Ende letzten Jahres das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht, so dass derzeit - trotz der OPEC-Quotenkürzungen und der Russland-Sanktionen - offensichtlich kein akuter Mangel an Rohöl herrscht", erkläre Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank. Für einen Ölpreisanstieg spreche aber die Beendigung der Null-Covid-Politik in China, außerdem hätten sich die meisten Konjunkturdaten für die USA und für die Eurozone verbessert. "Als ein Risiko wird allerdings angesehen, dass die Notenbanken die Zinsen stärker anheben als erwartet und dadurch doch noch eine tiefe Rezession auslösen."

Nach dem kräftigen Anstieg im Januar seien die meisten Industriemetallpreise in den vergangenen Wochen wieder gesunken. Kupfer-ETCs hätten im Februar allerdings die höchsten Zuflüsse unter allen Rohstoff-ETCs verzeichnet, wie WisdomTree melde. "Das Schicksal von Kupfer hängt stark an der Industrieproduktion in China", erkläre Aneeka Gupta. Der WisdomTree Copper komme seit Jahresanfang auf ein Plus von 6 Prozent, der WisdomTree Industrial Metals verzeichne hingegen ein leichtes Minus. (Ausgabe vom 09.03.2023) (10.03.2023/fc/a/e)