HESPER FUND - Global Solutions: 10/2022-Bericht, taktische Reduzierungen - Fondsanalyse


11.11.22 12:00
ETHENEA

Munsbach (www.fondscheck.de) - In den Sommermonaten spekulierten die Märkte über eine frühzeitige entgegenkommende Kehrtwende der FED, so FEDerico Frischknecht, Senior Portfolio Manager von ETHENEA Independent Investors S.A., im Kommentar zum HESPER FUND - Global Solutions (ISIN LU1931806399 / WKN A2PED9, T-6 EUR Acc).

Diese Markterwartungen seien später von der restriktiven Tonart, die J. Powell auf seiner Rede in Jackson Hole angeschlagen habe, zunichtegemacht worden. Nun würden die Märkte den Fokus auf ein "Zurückschalten" der FED legen, d.h. sie würden mit weniger umfangreichen und langsameren Zinserhöhungen rechnen.

Die Inflationsdaten in den meisten Ländern würden weiterhin darauf hindeuten, dass der Kampf gegen den Preisauftrieb noch lange nicht abgeschlossen sei. In den USA sei die Kerninflation der Verbraucherausgaben - ein Indikator, der von der FED genau im Auge behalten werde, - im September auf über 5% gestiegen. Die Teuerung in der Eurozone habe sich ausgeweitet und ein neues Rekordhoch erreicht, während sich die Wirtschaftsaktivität verlangsamt habe. Die Gesamt- und die Kerninflation seien im Oktober auf 10,7% bzw. 5% gestiegen, während die EZB die Zinsen erneut angehoben habe. Es sei klar, dass die Zinserhöhungen nicht beliebig lang fortgesetzt werden könnten.

Angesichts zunehmender Anzeichen eines Konjunkturabschwungs und der Gefahr einer Rezession hätten die Zentralbanken rund um den Globus den Umfang ihrer Zinserhöhungen verringert und die Marktteilnehmer würden nun mit Hinweisen auf eine weniger aggressive Haltung der FED rechnen. Die Bank of Canada habe letzte Woche für eine Überraschung gesorgt, indem sie die Zinsen weniger stark nagehoben habe als erwartet, und die Präsidentin der San Francisco FED Mary Daly habe jüngst angemerkt, dass es an der Zeit für die FED sei, über eine langsamere geldpolitischen Straffung nachzudenken. Daher liege das Hauptaugenmerkt auf der bevorstehenden FED-Sitzung, um ein besseres Verständnis darüber zu erlangen, wie rasch und wie stark die FED die geldpolitischen Zügel in der größten Volkswirtschaft der Welt anziehen werde.

Die US-Wirtschaft präsentiere sich dank der angespannten Lage am Arbeitsmarkt und der soliden Konsumausgaben weiterhin robust. Die aggressiven Straffungsschritte der FED in den vergangenen Monaten würden sich jedoch allmählich bemerkbar machen, wobei die Frühindikatoren und Umfragen zur künftigen Wirtschaftsaktivität auf einen deutlichen Marktabschwung hindeuten würden. Jerome Powell habe in den letzten Monaten wiederholt bekräftigt, dass die FED entschlossen sei, die Inflation zu bekämpfen, und ihre Geldpolitik straffen werde, bis klare Anzeichen eines nachhaltigen Rückgangs der US-Kerninflation in Richtung des Zielwerts der US-Notenbank zu erkennen seien. Die FED wolle die in der Vergangenheit begangenen Fehler vermeiden und dürfte den Fokus auf langfristige Preisstabilität legen.

Die Experten von ETHENEA würden daher davon ausgehen, dass die US-Notenbank für gewisse Zeit an ihrem Straffungszyklus festhalten werde, um die Inflationserwartungen fest zu verankern. Die FED nähere sich dem Ende ihres aggressiven geldpolitischen "Frontloading", doch es bestehte nach wie vor hohe Unsicherheit in Bezug auf das Endniveau der FED Funds Rate sowie darüber, wie lange die FED an ihrer restriktiven Haltung festhalten werde.

Man könne nun mal nicht alles haben. Daran erinnern uns die Rolling Stones mit ihrem Song "You Can't Always Get What You Want" immer wieder, so die Experten von ETHENEA. Das habe sowohl für die fiskalischen Expansionspläne der Regierung unter Liz Truss wie auch für den Hesper Fund gegolten, der seine Positionen vor dem Hintergrund der beispiellosen politischen Turbulenzen und unerwarteten Ereignisse nicht rechtzeitig geschlossen habe. Zusammen mit der deutlichen Kehrtwende beim Pfund Sterling und Gilts habe dies das Fondsergebnis im Oktober belastet.

Die Drosselung der aggressiven geldpolitischen Straffung seitens der Zentralbanken habe im Oktober eine beachtliche Erholungsrally ausgelöst, wobei Aktien nach der enttäuschenden Wertentwicklung im September angezogen hätten und Anleihen ausgehend von ihren am 21. Oktober verzeichneten Tiefstwerten zugelegt hätten, da sich die Renditen stabilisiert hätten. Investment-Grade-Anleihen hätten sich gemessen am Bloomberg Aggregate Index im Oktober auf USD-Basis seitwärts entwickelt, würden seit Jahresbeginn aber nach wie vor ein Minus von 20% aufweisen. Was festverzinsliche Wertpapiere anbelange, so hätten britische Gilts im Monat die Spitzenreiter dargestellt. Sie hätten zunächst nachgegeben (die Rendite 10-jähriger Papiere habe vor dem Rückgang kurzzeitig die Marke von 5% touchiert) und sich im Anschluss nicht nur erholt, sondern im Monatsverlauf sogar um 4% zugelegt (die Renditen hätten am Monatsende bei unter 3,5% gelegen).

Die Aktienmärkte rund um den Globus hätten sich dank der entgegenkommenderen Stellungnahmen der Zentralbanken, der Hoffnung auf eine Inflationsspitze und einer Stabilisierung der Renditen erholt, was einen deutlichen Anstieg der Risikobereitschaft zur Folge gehabt habe. Größte Ausnahme seien chinesische Aktien gewesen, die nach dem Nationalkongress der Kommunistischen Partei, auf dem der Präsident seine Macht weiter konsolidiert habe, herbe Verluste hätten hinnehmen müssen. Das Ende einer Baisse vorherzusagen, gestalte sich stets schwierig, doch das Makroumfeld deute nicht darauf hin, dass es einen einfachen Weg aus der aktuellen Misere gebe.

Im Monatsverlauf hätten der S&P 500 und der Dow Jones um 8% bzw. 14% angezogen. Das Plus beim NASDAQ Composite habe sich aufgrund der deutlichen Gewinnrückgänge im Technologiesektor hingegen lediglich auf 3,9% belaufen. Der auf Small Caps ausgerichtete Russel 2000 Index habe 10,9% zugelegt, während der S&P Toronto Stock Exchange Composite Index in Kanada 5,3% (+6,5% in USD) hinzugewonnen habe.

Auch die europäischen Aktienmärkte hätten sich erholt. Der Large-Cap-Index EURO STOXX 50 habe um 9% angezogen (in USD gerechnet ein Anstieg um 10%), während der FTSE 100 in Großbritannien um 2,9% zugelegt habe (+6,5% in USD). Der defensive Swiss Market Index sei um 5,5% gestiegen (+3,8% in USD).

Die asiatischen Märkte hätten sich uneinheitlich entwickelt, wobei chinesische Aktien nach dem Nationalkongress der Kommunistischen Partei eingebrochen seien. Chinas Übergang zu einer Alleinherrschaft des Präsidenten habe einen historischen Abschwung ausgelöst, da sich ausländische Anleger aus dem Markt zurückgezogen hätten. Der Shanghai Shenzhen CSI 300 Index habe um 7,8% (-10,3% in USD) nachgegeben und der Hang Seng Index sei um 14,7% auf das niedrigste jemals verzeichnete Niveau gefallen. In Japan habe der Blue-Chip-Index Nikkei 225 ein Plus von 6,4% (+3,8% in USD) verzeichnet, was der Abwertung des Yen zu verdanken gewesen sei. Der KOSPI-Index in Südkorea habe 6,4% (-6,7% in USD) verloren. In Indien habe der Aktienmarktindex BSE Sensex um 5,8% nachgegeben (-4,1% in USD). Der australische Aktienmarkt sei um 6% angestiegen (+4,5% auf USD-Basis).

Der HESPER FUND - Global Solutions habe sich im Monat schwach entwickelt, da das Pfund Sterling und Staatsanleihen weiter nachgegeben hätten und sich die Risikoaversion negativ auf die Positionierung der Experten ausgewirkt habe, darunter Netto-Short-Aktienengagements und Long-Positionen beim Dollar.

Im Oktober habe die Anteilklasse T-6 EUR des HESPER FUND - Global Solutions mit -3,71% den größten Monatsverlust seit der Auflegung verzeichnet. Das Engagement und die Transaktionen im Ausland hätten das Ergebnis um 1,3% geschmälert. Die Anteilklasse bewege sich um 4,19% unter ihrem am 29. September verzeichneten Allzeithoch.

Das Fondsergebnis belaufe sich seit Jahresbeginn auf -1,18% und im Vergleich zum Vorjahr auf +2,28%. Das Gesamtvermögen habe am Monatsende einen neuen Höchststand von 76 Mio. EUR erreicht. Die Volatilität sei über die vergangenen 250 Tage mit 7,23% höher ausgefallen, das Risiko-Rendite-Profil gestalte sich aber weiterhin attraktiv. Die annualisierte Rendite seit Auflegung sei auf 6,08% gesunken.

Anfang November sei der Fonds weiterhin vorsichtig positioniert gewesen. An der Währungsfront sehe das Engagement des HESPER FUND - Global Solutions folgendermaßen aus: 28% in USD, 8,3% in CHF und -7,6% in GBP.

Das Netto-Short-Aktienengagement sei auf -2% verringert worden und bei der Duration seien die Experten von ETHENEA von einer negativen zu einer leicht positiven Positionierung (weniger als zwei Jahre) übergegangen.

Wie gehabt würden die Experten von ETHENEA das Engagement des Fonds in den verschiedenen Anlageklassen im Auge behalten, um ihn an die Marktstimmung und Veränderungen des makroökonomischen Basisszenarios anzupassen. In den vergangenen neun Monaten hätten auch geopolitische Ereignisse eine entscheidende Rolle bei der Vermögensallokation gespielt. Es zeichne sich ein klarer Deglobalisierungstrend ab, der auch für eine über längere Zeit höhere Inflation sorgen könnte. Das Ende der lockeren Geldpolitik sei das derzeit wichtigste Ereignis.

Die globalen Märkte seien dieses Jahr von einer immer restriktiver auftretenden FED erschüttert worden, die zu verstehen gegeben habe, die äußerst hohe Inflation auch dann bekämpfen zu wollen, wenn sie damit eine harte Landung der Wirtschaft riskiere. Während die FED eine weitere Zinserhöhung vorbereite, scheine sich der Konflikt zwischen den beiden Zielen Preisstabilität und Wirtschaftswachstum zu verschärfen, da die robusten Daten zur Inflation und dem Arbeitsmarkt im Widerspruch zu den Anzeichen von Schwäche in anderen Teilen der US-Wirtschaft stünden.

Angesichts der anhaltend hohen Teuerung und der Gefahr, dass die Inflationserwartungen aus dem Ruder laufen würden, müssten die Zentralbanken an ihrem Straffungskurs festhalten und die Zinsen für geraume Zeit auf restriktiven Niveaus belassen, um die Preisstabilität wiederherzustellen. Haushaltspolitische Unterstützungsmaßnahmen dürften die Lebenshaltungskosten verringern und müssen vorübergehender Natur und gezielt sein, damit sie der geldpolitischen Straffung nicht entgegenwirken würden.

Im Rahmen ihres makroökonomischen Szenarios würden die Experten von ETHENEA auf mittlere Sicht mit einem weiteren deutlichen Abschwung der Weltwirtschaft rechnen, wobei die Inflation weiterhin hoch ausfallen und sich die Geldpolitik anhaltend restriktiv gestalten dürfte. Vor diesem Hintergrund erscheine eine globale Rezession immer wahrscheinlicher. Dieses herausfordernde makroökonomische Umfeld werde durch verschiedene potenzielle Bedrohungen zusätzlich verkompliziert, darunter die erheblichen Risiken für die Finanzstabilität, da die Einstellung der lockeren Geldpolitik eine Schwachstelle im Finanzsystem zutage fördern könnte.

Es lässt sich noch nicht absehen, ob der globale Abschwung nach einigen Quartalen mit negativem Wachstum überwunden sein wird oder uns doch eine deutlich gravierendere Rezession bevorsteht, so die Experten von ETHENEA. Das Szenario sei nach wie vor mit hoher Unsicherheit behaftet und die weitere Entwicklung sei alles andere als gewiss. (Ausgabe vom 31.10.2022) (11.11.2022/fc/a/f)