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ETFs-Auswahl 2023: Individuell oder doch gemanagt?


12.05.23 14:12
apoAsset

Düsseldorf (www.fondscheck.de) - Nach der Finanzmarktkrise 2008 wurden sowohl Aktien als auch Anleihen vor allem von der insgesamt lockeren Geldpolitik der Notenbanken auf neue Höchststände gebracht, so Christian Hein, Portfolio Manager bei der Apo Asset Management GmbH.

"Die Flut hebt alle Boote" sei das Credo gewesen und die fundamentale Analyse der Investments sei von Vielen vernachlässigt worden. Damit sei der Eindruck entstanden, dass ein bis zwei ETFs im Depot ausreichend sein könnten, um auf einfache Weise Gewinne zu erwirtschaften. Für aktive Ansätze sei es schwierig gewesen, sich gegen die einfache "Aktien-Welt-ETF"-Lösung zu behaupten.

Seit Beginn 2022 habe sich das Markumfeld jedoch grundlegend geändert. Geopolitische Spannungen, hohe Inflationsraten und die restriktive Geldpolitik hätten zu einer Neubewertung aller Anlageklassen geführt. Damit seien die Kurse von Aktien und Anleihen im letzten Jahr insgesamt deutlich belastet worden und mit der abnehmenden Geld-Flut zeige sich, wer "keine Badehose trage". So hätten Depots, die beispielsweise nur auf einen Aktien-Welt-ETF und einen globalen Staatsanleihen-ETF mittlerer Duration gesetzt hätten, hohe Verluste hinnehmen müssen. Im aktuellen Marktumfeld sei die Auswahl der richtigen Anlagebausteine und die fundamentale Analyse der Investments wieder wichtiger denn je und hätte gerade im letzten Jahr den meisten Anlegerinnen und Anlegern großen Kummer ersparen können. Mit einem aktiven Vorgehen z.B. mit einer Verkürzung der Duration auf der Rentenseite oder einer breiten Diversifikation über Regionen, Sektoren und Währungen auf der Aktienseite hätten größere Verluste vermieden oder reduziert werden können.

Vor fünf Jahren habe ein ausgewogenes ETF-Portfolio eine Mischung aus Aktien- und Renten-ETFs beinhaltet. Bei vielen Lösungen hätte eine Kombination aus Aktien-ETFs, die über Regionen und Währungen breit aufgestellt seien, sowie globale Staatsanleihen-ETFs, die in schwierigen Zeiten einen gewissen Schutz bieten würden, bis Anfang letzten Jahres sehr gut funktioniert. Der Kurswechsel der US-Geldpolitik habe jedoch zeigt, das vermeintlich sichere Anlagen aktienähnliche Verluste haben könnten. Die klassischen sicheren Häfen, wie z.B. 10-jährige deutsche Staatsanleihen, hätten letztes Jahr keinen Schutz vor Kursverlusten bieten könne und selbst Gold habe nicht wirklich glänzen können. Dementsprechend gebe es nicht die eine Lösung. Vielmehr seien es die aktiven Entscheidungen der Managerin bzw. des Managers, das Portfolio in schwierigen Zeiten entsprechend "wetterfest" zu machen.

"Das Thema Inflation wird uns auch in diesem Jahr weiter begleiten. Auf der einen Seite sehen wir rückläufige Energiepreise, die Kernrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) zeigt sich jedoch hartnäckiger als gedacht. Daher erwarten wir aktuell keine kurzfristige Abkehr der Leitzinserhöhungen", so Hein. Die Erhöhung der Zinsen habe dazu geführt, dass die Attraktivität von Anleihen insgesamt gestiegen sei. Deshalb gehe Hein davon aus, dass hier entsprechende Umschichtungen stattfinden würden. Auf der anderen Seite sehe er aber auch, dass sich die gestiegenen Zinsen zunehmend auf die Wirtschaft und den Bankensektor auswirken würden. Sollte sich dies fortsetzen, könnte das Dilemma der Notenbanken zwischen hoher Inflation und schwieriger Wirtschaftslage sehr spannend werden. Aktive Portfolioentscheidungen würden also auch in diesem Jahr eine wichtige Rolle spielen. (12.05.2023/fc/a/e)