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Morningstar-Checkliste für bessere Fondsportfolios
19.06.18 13:30
FONDS professionell
Wien (www.fondscheck.de) - Outdoor-Fans wissen: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Bekleidung. Mit dem passenden Outfit wären auch Fondsanleger für plötzliche Umschwünge an den Kapitalmärkten gerüstet, so die Experten von "FONDS professionell".
Leider aber seien zahlreiche Fondsdepots für solche Temperaturstürze schlecht gewappnet. Die Folge: Ihre Besitzer würden panisch handeln, wenn vermeintliche stabile Trends an den Kapitalmärkten abrupt enden würden.
Derlei sei derzeit in puncto Emerging-Market-Investments zu beobachten. "Die Schwellenländer sind in den letzten Monaten vom Star zum Problem der Weltwirtschaft geworden", meine Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner. Entsprechend nervös würden viele Renditesucher agieren. "Im Mai haben Anleger weltweit in signifikantem Umfang Geld aus Schwellenländer-Investments abgezogen", schildere Ali Masarwah - wobei die ersten Juni-Tage das Bild zusätzlich verfinstern würden.
Dass die dahinterstehenden Verkaufsentscheidungen mehrheitlich wohldurchdacht seien, bezweifle der Morningstar-Chefredakteur: "Anleger, seien es professionelle Investoren oder Privatleute, steigen typischerweise zur Unzeit bei Investments aus - und kommen typischerweise erst dann zurück, wenn sich die Asset-Preise wieder zu einem guten Teil erholt haben."
Welchen Irrtümern Fondsanleger und deren Berater häufig ausgesetzt seien und wie man es besser mache, habe der Morningstar-Experte in einer prägnanten Checkliste zusammengefasst:
Es gebe weniger Boote, als man denke
Auch wenn Befürworter protektionistischer Maßnahmen das Gegenteil behaupten und argumentieren würden, mit Zöllen und anderen Handelsschranken ließe sich die heimische Wirtschaft ankurbeln: Das Bild von der Welt als globalem Dorf sei zutreffender, als mancher denke. Anders ausgedrückt: Der Satz "Wir sitzen alle in einem Boot" stimme. So habe insbesondere der heraufziehende Handelskrieg zwischen den USA und China die eben noch florierenden Emerging Markets als Gruppe in Mitleidenschaft gezogen. "Die häufig geäußerte Decoupling-These, wonach die Ökonomien und die Kapitalmärkte der Schwellenländer nicht länger mehr von der Entwicklung der Industrieländer abhingen, hat sich erneut als Unsinn erwiesen", fasse Masarwah zusammen. Fondsverkäufer, so der Morningstar-Fachmann, hätten dieses Argument dennoch genutzt, um Anlegern weißzumachen, dass Schwellenländer-Investments unter Risikostreuungsaspekten nichts als Vorteile bringen könnten.
Selbst viele Körbe seien kein 100-Prozent-Schutz vor Verlusten
Die von versierten Beratern beherzigte Strategie, Anlagerisiken auch bei der Strukturierung von Fondsportfolios auf mehrere Schultern zu verteilen, also nicht alle Eier in einen Korb zu legen, sei zweifelsohne richtig. Dennoch würden selbst breit gestreute Investments dann nicht weiter helfen, wenn global relevante Ereignisse eintreten würden, etwa eine weltumspannende Finanzkrise, steigende US-Zinsen, die Eskalation regionaler Konflikte oder ein Regimewechsel in den Handelsbeziehungen.
Absatzstatistiken nicht überbewerten
Welche Fondskategorie habe den größten Zulauf? Und wo würden Investoren auffällig viel Geld abziehen? Antworten auf solche essentiellen Fragen, die auch viele FONDS professionell-ONLINE-Leser in ihrer täglichen Arbeit stark beschäftigen würden, würden regelmäßig Absatzstatistiken nationaler Fondsverbände oder unabhängiger Branchenbeobachter liefern. Doch das Zahlenwerk sollte mit einer guten Portion Abgeklärtheit gelesen und keinesfalls als alleiniger Hinweisgeber für zukünftige Investmententscheidungen überinterpretiert werden, rate Morningstar-Experte Masarwah: "Die Analyse von Geldflüssen in und aus Fonds ist ein schlechter Ratgeber." So genannte Fund Flows würden nicht den Wissensstand von heute, sondern in Wahrheit bloß die Ereignisse von gestern reflektierten. "Morgen steht höchstwahrscheinlich etwas ganz anderes auf der Agenda", meine Masarwah. Seiner Ansicht nach seien Fund Flows eher ein Kontraindikator für Anleger -zumindest dann, wenn es um Mittelabflüsse gehe.
Vorsicht vor Verpackungsmüll
"Im Osten viel Neues", "Megatrend Digitalisierung" oder "Die Tiger setzen zum Sprung an": Mit solch knackigen Überschriften würden zahlreiche Asset Manager vermeintlich vielversprechende Investmentideen transportieren. Bei Emerging-Market-Anlagen beispielsweise habe lange Zeit das Kürzel "BRIC" (steht für das Schwellenländer-Quartett Brasilien, Russland, Indien und China) als verheißungsvolle Strategie gegolten - mit bekannten Folgen. Wie sinnstiftend und stabil die dahinterstehende Anlagetaktik sei und ob sie zum Risikoprofil sowie zum bereits existenten Depot des Beratungskunden passe, müssten Berater dennoch selbst kritisch prüfen. "Derlei Akronyme oder Catch-Phrasen werden von Investmentbanken kreiert und haben das Ziel, Transaktionen auszulösen, an denen sie gut verdienen", gebe Masarwah zu Bedenken.
Prinzipientreue bewahre vor Psycho-Fallen
Emotionen seien der schlechteste Investmentberater. Doch auch erfahrene Kapitalmarktprofis seien nur Menschen und würden als solche - ebenso wie Anlageamateure - in die immer gleichen Psycho-Fallen tappen. "Wir sind alle für Behavioral-Finance-Fehler anfällig und können nie sicher sein, ob uns unser Gehirn nicht gerade wieder ein Schnippchen schlägt", sage Masarwah. Sein simpel klingender, aber häufig vernachlässigter Tipp: Mehr Disziplin durch Rebalancing! Heiße konkret: Bei normalen Marktlagen sollte das Fondsportfolio einmal jährlich auf die Ausgangslage zurückgesetzt und bei heftigen Kursverlusten häufiger antizyklisch nachjustiert werden. "Passt die Portfolio-Ausrichtung nicht länger zur Risikotragfähigkeit, sollte man eher heute als morgen reagieren und ein neues Gleichgewicht herstellen - aber das dann bitte so lang wie möglich im Lot halten!", empfehle Masarwah abschließend. (19.06.2018/fc/n/s)
Leider aber seien zahlreiche Fondsdepots für solche Temperaturstürze schlecht gewappnet. Die Folge: Ihre Besitzer würden panisch handeln, wenn vermeintliche stabile Trends an den Kapitalmärkten abrupt enden würden.
Derlei sei derzeit in puncto Emerging-Market-Investments zu beobachten. "Die Schwellenländer sind in den letzten Monaten vom Star zum Problem der Weltwirtschaft geworden", meine Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner. Entsprechend nervös würden viele Renditesucher agieren. "Im Mai haben Anleger weltweit in signifikantem Umfang Geld aus Schwellenländer-Investments abgezogen", schildere Ali Masarwah - wobei die ersten Juni-Tage das Bild zusätzlich verfinstern würden.
Dass die dahinterstehenden Verkaufsentscheidungen mehrheitlich wohldurchdacht seien, bezweifle der Morningstar-Chefredakteur: "Anleger, seien es professionelle Investoren oder Privatleute, steigen typischerweise zur Unzeit bei Investments aus - und kommen typischerweise erst dann zurück, wenn sich die Asset-Preise wieder zu einem guten Teil erholt haben."
Welchen Irrtümern Fondsanleger und deren Berater häufig ausgesetzt seien und wie man es besser mache, habe der Morningstar-Experte in einer prägnanten Checkliste zusammengefasst:
Es gebe weniger Boote, als man denke
Auch wenn Befürworter protektionistischer Maßnahmen das Gegenteil behaupten und argumentieren würden, mit Zöllen und anderen Handelsschranken ließe sich die heimische Wirtschaft ankurbeln: Das Bild von der Welt als globalem Dorf sei zutreffender, als mancher denke. Anders ausgedrückt: Der Satz "Wir sitzen alle in einem Boot" stimme. So habe insbesondere der heraufziehende Handelskrieg zwischen den USA und China die eben noch florierenden Emerging Markets als Gruppe in Mitleidenschaft gezogen. "Die häufig geäußerte Decoupling-These, wonach die Ökonomien und die Kapitalmärkte der Schwellenländer nicht länger mehr von der Entwicklung der Industrieländer abhingen, hat sich erneut als Unsinn erwiesen", fasse Masarwah zusammen. Fondsverkäufer, so der Morningstar-Fachmann, hätten dieses Argument dennoch genutzt, um Anlegern weißzumachen, dass Schwellenländer-Investments unter Risikostreuungsaspekten nichts als Vorteile bringen könnten.
Die von versierten Beratern beherzigte Strategie, Anlagerisiken auch bei der Strukturierung von Fondsportfolios auf mehrere Schultern zu verteilen, also nicht alle Eier in einen Korb zu legen, sei zweifelsohne richtig. Dennoch würden selbst breit gestreute Investments dann nicht weiter helfen, wenn global relevante Ereignisse eintreten würden, etwa eine weltumspannende Finanzkrise, steigende US-Zinsen, die Eskalation regionaler Konflikte oder ein Regimewechsel in den Handelsbeziehungen.
Absatzstatistiken nicht überbewerten
Welche Fondskategorie habe den größten Zulauf? Und wo würden Investoren auffällig viel Geld abziehen? Antworten auf solche essentiellen Fragen, die auch viele FONDS professionell-ONLINE-Leser in ihrer täglichen Arbeit stark beschäftigen würden, würden regelmäßig Absatzstatistiken nationaler Fondsverbände oder unabhängiger Branchenbeobachter liefern. Doch das Zahlenwerk sollte mit einer guten Portion Abgeklärtheit gelesen und keinesfalls als alleiniger Hinweisgeber für zukünftige Investmententscheidungen überinterpretiert werden, rate Morningstar-Experte Masarwah: "Die Analyse von Geldflüssen in und aus Fonds ist ein schlechter Ratgeber." So genannte Fund Flows würden nicht den Wissensstand von heute, sondern in Wahrheit bloß die Ereignisse von gestern reflektierten. "Morgen steht höchstwahrscheinlich etwas ganz anderes auf der Agenda", meine Masarwah. Seiner Ansicht nach seien Fund Flows eher ein Kontraindikator für Anleger -zumindest dann, wenn es um Mittelabflüsse gehe.
Vorsicht vor Verpackungsmüll
"Im Osten viel Neues", "Megatrend Digitalisierung" oder "Die Tiger setzen zum Sprung an": Mit solch knackigen Überschriften würden zahlreiche Asset Manager vermeintlich vielversprechende Investmentideen transportieren. Bei Emerging-Market-Anlagen beispielsweise habe lange Zeit das Kürzel "BRIC" (steht für das Schwellenländer-Quartett Brasilien, Russland, Indien und China) als verheißungsvolle Strategie gegolten - mit bekannten Folgen. Wie sinnstiftend und stabil die dahinterstehende Anlagetaktik sei und ob sie zum Risikoprofil sowie zum bereits existenten Depot des Beratungskunden passe, müssten Berater dennoch selbst kritisch prüfen. "Derlei Akronyme oder Catch-Phrasen werden von Investmentbanken kreiert und haben das Ziel, Transaktionen auszulösen, an denen sie gut verdienen", gebe Masarwah zu Bedenken.
Prinzipientreue bewahre vor Psycho-Fallen
Emotionen seien der schlechteste Investmentberater. Doch auch erfahrene Kapitalmarktprofis seien nur Menschen und würden als solche - ebenso wie Anlageamateure - in die immer gleichen Psycho-Fallen tappen. "Wir sind alle für Behavioral-Finance-Fehler anfällig und können nie sicher sein, ob uns unser Gehirn nicht gerade wieder ein Schnippchen schlägt", sage Masarwah. Sein simpel klingender, aber häufig vernachlässigter Tipp: Mehr Disziplin durch Rebalancing! Heiße konkret: Bei normalen Marktlagen sollte das Fondsportfolio einmal jährlich auf die Ausgangslage zurückgesetzt und bei heftigen Kursverlusten häufiger antizyklisch nachjustiert werden. "Passt die Portfolio-Ausrichtung nicht länger zur Risikotragfähigkeit, sollte man eher heute als morgen reagieren und ein neues Gleichgewicht herstellen - aber das dann bitte so lang wie möglich im Lot halten!", empfehle Masarwah abschließend. (19.06.2018/fc/n/s)