ETF-Handel: Es bleibt fragil


09.03.22 14:35
Deutsche Börse AG

Frankfurt (www.fondscheck.de) - Hochnervöse Börsen, hochnervöse Anleger*innen - der Ukraine-Krieg hat den ETF-Handel weiter fest im Griff, so die Deutsche Börse AG.

Die Märkte seien sehr volatil. Nachdem der DAX am frühen Morgen bis auf 12.535 Punkte gefallen sei, zeichne sich zum Mittag eine Stabilisierung ab. Der Index liege aktuell bei 12.912 Punkten.

Eine Lösung des Ukraine-Konflikts sei laut Jochen Stanzl von CMC Markets derzeit zwar nicht in Sicht. Wetten auf sinkende Kurse bei Aktien und die Absicherungen gegen fallende Kurse seien allerdings auf ein Mehrjahreshoch geklettert, wie der Analyst erkläre. Nachrichten etwa zu einem Waffenstillstand könnten Stanzl zufolge daher zu massiven Eindeckungen von Anleger*innen führen, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hätten.

Die ETF-Händler würden unterdessen von hohen Umsätzen und vielen Verkäufen berichten. Im Aktienbereich würden sich Anleger*innen meist auf große Indices wie DAX, EURO STOXX und MSCI World konzentrieren, wie die Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage zeige.

Sehr viel um gehe auch in gehebelten und reversen ETFs, etwa mit Anteilen an Xtrackers ShortDAX Daily Swap und Xtrackers ShortDAX x2 Daily Swap (ISIN LU0411075020 / WKN DBX0BY). Beide würden seit Beginn der Verkaufswelle am Markt kräftige Kursgewinne aufweisen. Fabian Wörndl von Lang & Schwarz melde hohe Umsätze des WisdomTree Nasdaq 100 3x Daily Leveraged und des Xtrackers S&P 500 2x Inverse Daily Swap.

Nicht mehr viel wissen wollten Anleger*innen von Banken-ETFs. Die hätten vor Beginn des Ukraine-Kriegs in Erwartung steigender Zinsen ordentlich zugelegt. Nun würden sie kräftig nachgeben: Etwa habe der viel gehandelte iShares Euro Stoxx Banks 30-15 seit Mitte Februar fast ein Drittel seines Wertes verloren. Beim ebenfalls umsatzstarken iShares Stoxx Europe 600 Banks sehe es ähnlich aus. Banken würden unter den deutlich schlechteren Konjunkturaussichten und dem unwahrscheinlicher gewordenen schnellen Zinsanstieg leiden. Einige Institute hätten auch viel Russlandgeschäft.

Auf der Gewinnerseite stünden hingegen Rohstoff- sowie Öl- und Gas-ETFs. "Da ist bei uns sehr viel los", stelle Wörndl fest. Extrem nachgefragt sei zum Beispiel der Market Access Jim Rogers International Commodity Index ETF. Dessen Kurs sei seit Jahresanfang um 40 Prozent gestiegen. Kursgewinne und hohe Umsätze weise auch der iShares Stoxx Europe 600 Oil & Gas auf, der sich auf Aktien von Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche beziehe.

Der Kurs des iShares Global Clean Energy sei ebenfalls zuletzt kräftig nach oben geklettert. Der lange sehr erfolgreiche ETF, der seit November letzten Jahres geschwächelt habe, profitiere nun von der erwarteten stark steigenden Nachfrage nach Erneuerbaren Energien durch den möglichen Wegfall von russischem Öl und Gas. Seine Verluste habe er aber längst noch nicht wieder wettgemacht.

Großes Thema am ETF-Markt sei derzeit der Umgang mit russischen Aktien und Anleihen in den großen Indices, etwa im MSCI Emerging Markets. Indexanbieter MSCI habe vergangenen Mittwoch beschlossen, russische Aktien aus den Emerging Market-Indices auszuschließen, andere Indexanbieter würden ähnlich vorgehen. Russland sei derzeit uninvestierbar, habe Dimitris Melas von MSCI den Schritt begründet.

Der Anteil russischer Aktien im MSCI Emerging Markets sei nicht groß: Anfang des Jahres habe er MSCI zufolge bei 4 Prozent gelegen. 2008 seien es noch 10 Prozent gewesen. "Zu Beginn der Finanzkrise war Russland viertgrößtes Schwellenland nach China, Südkorea und Brasilen", erkläre MSCI. Heute würden China (32 Prozent), Taiwan (16 Prozent), Indien (12 Prozent), Südkorea (12 Prozent) und Brasilien (5 Prozent) dominieren. Der MSCI Russia mit ausschließlich russischen Aktien solle komplett gestrichen werden. Auf Xetra seien MSCI Russia-ETFs ohnehin ausgesetzt.

ETFs, die russische Aktien abbilden würden, hätten im Februar - wenig überraschend - zu den Indexfonds mit den größten Verlusten gehört, wie Morningstar melde: Der iShares MSCI Russia ADR/GDR habe 73 Prozent eingebüßt. Dieser Tracker investiere vor allem in Wertpapiere russischer Unternehmen, die an ausländischen Börsen notiert seien: Über ADRs (American Depositary Receipts) an der New York Stock Exchange oder der Nasdaq sowie GDRs (Global Depositary Receipts) und ADRs an der London Stock Exchange. Zur Erinnerung: Die Moskauer Börse sei seit dem 28. Februar geschlossen.

Im Handel mit Anleihen-ETFs seien derzeit vor allem Geldmarkt-Produkte gefragt, wie die Umsatzliste zeige: Sehr viel um gehe etwa im Lyxor Euro Overnight Return. (Ausgabe vom 08.03.2022) (09.03.2022/fc/a/e)





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